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7.

Der Serp ist eigentlich ein Wasserkönig gewesen.

Guhrow.     

Der Serpel.
8.

Zwei Knaben gingen einmal zur Mittagszeit mit einem kleinen Fass auf dem Felde an einem Kornstück vorüber. Sie sahen im Korn Blumen stehen und pflückten davon ab. Plötzlich stand der Serpel vor ihnen, legte ihnen Fragen vor, und schnitt ihnen, als sie dieselben nicht beantworten konnten, den Hals ab. Die Köpfe der Knaben steckte er in ein Fass, das Fass that er in eine Kiepe und verschwand darauf.

Guhrow.     
9.

Wenn die Kinder in das Korn gehen, so kommt ein Mann, welcher in der einen Hand eine Sichel, in der andern aber ein Fässchen trägt: mit der Sichel schlägt er den Kindern den Kopf ab und steckt dann denselben in das Fässchen.

Ströbitz.     
10.

Der Serpel gesellte sich des Mittags zu den Frauen, welche auf dem Felde arbeiteten. Konnte eine Frau die Fragen, welche er ihr vorlegte, nicht beantworten, so musste sich dieselbe völlig ausziehen und so nach Hause zurückkehren.

Beantwortete sie aber die ihr vorgelegten Fragen, so geschah ihr nichts.

Sylow.     

Serp und Kossa.
11.

Die Wenden hatten sich nach ihrer Wanderung in dieser Gegend niedergelassen, den Acker bebaut und harrten nun der Ernte entgegen. Endlich war die Aussaat herangereift, und sie machten sich daran, dieselbe mit dem Serp abzusicheln. Als sie bei der Arbeit waren, kam ein fremder Fuhrmann angefahren, der gesellte sich zu ihnen. Als er ihre Arbeit sah, holte er von seinem Wagen eine Sense und zeigte ihnen, dass man mit derselben besser arbeiten könne, als mit dem Serp. Die Wenden wollten sich auch der Sense bedienen, ihre Priester aber litten das nicht, sondern ergriffen