Seite:Vermischte Schriften 179.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
15
Der Käfer flog fort mit großem Grämen;

Die Fliege ging ein Bad zu nehmen.

Wo ist denn meine Magd die Biene,
Daß sie beim Waschen mich bediene;

Daß sie mir streichle die feine Haut,

20
Denn ich bin eines Käfers Braut.


Wahrhaftig, ich mach’ eine große Partie;
Viel schöneren Käfer gab es nie.

Sein Rücken ist eine wahre Pracht;
Da flammt der Rubin, da glänzt der Smaragd.

25
Sein Bauch ist gülden, hat noble Züge;

Vor Neid wird bersten gar manche Schmeißfliege.

Spute dich, Bienchen, und frisir’ mich,
Und schnüre die Taille und parfümir’ mich;

Reib’ mich mit Rosenessenzen, und gieße

30
Lavendelöl auf meine Füße,


Damit ich gar nicht stinken thu’,
Wenn ich in des Bräut’gams Armen ruh’.

Schon flirren heran die blauen Libellen,
Und huldigen mir als Ehrenmamsellen.

35
Sie winden mir in den Jungfernkranz

Die weiße Blüthe der Pommeranz’.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Vermischte Schriften. Erster Band. Hoffmann und Campe, Hamburg 1854, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vermischte_Schriften_179.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)