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     Der König sprach: Du bist nicht so dumm,
Als wie du aussiehst, mein Holder.

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Das kommt, erwiedert der Schwab’, weil mich

In der Wiege vertauscht die Kobolder.

     Der König sprach: Es pflegt der Schwab’
Sein Vaterland zu lieben –
Nun sage mir, was hat dich fort

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Aus deiner Heimath getrieben?


     Der Schwabe antwortet: Tagtäglich gab’s
Nur Sauerkraut und Rüben;
Hätt’ meine Mutter Fleisch gekocht,
So wär’ ich dort geblieben.

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     Erbitte dir eine Gnade, sprach

Der König. Da kniete nieder
Der Schwabe und rief: O geben Sie, Sire,
Dem Volke die Freiheit wieder!

     Der Mensch ist frei, es hat die Natur

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Ihn nicht geboren zum Knechte –

O geben Sie, Sire, dem deutschen Volk
Zurück seine Menschenrechte!

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Vermischte Schriften. Erster Band. Hoffmann und Campe, Hamburg 1854, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vermischte_Schriften_202.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)