Seite:Vermischte Schriften 253.jpg

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Niels Andersen alle seine Geschichten mit einer Apologie des Wallfisches. Auch die Legende, die wir ihm hier nacherzählen, ermangelt nicht einer solchen Lobspende. Der Wallfisch, sagte Niels Andersen, sei nicht blos das größte, sondern auch das schönste Thier. Aus den zwei Naslöchern auf seinem Kopfe sprängen zwei colossale Wasserstrahlen, die ihm das Ansehen eines wunderbaren Springbrunnens gäben, und gar besonders des Nachts im Mondschein einen magischen Effect hervorbrächten. Dabei sei er gutmüthig, friedliebig, und habe viel Sinn für stilles Familienleben. Es gewähre einen rührenden Anblick, wenn Vater Wallfisch mit den Seinen auf einer ungeheuern Eisscholle sich hingelagert, und Jung und Alt sich um ihn her in Liebesspielen und harmlosen Neckereien überböten. Manchmal springen sie alle auf einmal ins Wasser, um zwischen den großen Eisblöcken Blindekuh zu spielen. Die Sittenreinheit und die Keuschheit der Wallfische wird weit mehr gefördert durch das Eiswasser, worin sie beständig mit den Flossen herumschwänzeln, als durch moralische Principien. Es sei auch leider nicht zu

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Heinrich Heine: Vermischte Schriften. Erster Band. Hoffmann und Campe, Hamburg 1854, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vermischte_Schriften_253.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)