Seite:Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen Teil 1 1759.pdf/71

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 §. 3.  Man hat bey einer guten Art das Clavier zu spielen vielerley Triller, den ordentlichen, den von unten, den von oben und den Halben- oder Prall-Triller.

 §. 4.  Sie werden jeder durch ein besonderes Zeichen in Clavier-Sachen sehr wohl angedeutet. Ausser diesen werden sie insgesammt bald durch ein tr. bald durch ein einfaches Kreutz bezeichnet; man darf also eben so gar sehr nicht um ihren Sitz besorgt seyn, weil ihre bekannte Zeichen fast überall darbey geschrieben zu werden pflegen.

 §. 5.  Der ordentliche Triller hat eigentlich das Zeichen eines [WS 1] Fig. XXIII. (a), bey langen Noten wird dies Zeichen verlängert (b). Die Ausübung ist bey (c) zu sehen. Er nimmt allezeit seinen Anfang von der Secunde über den Ton, folglich ist die Art ihn durch ein vorstehendes Nötgen anzudeuten (d), wenn dies Nötgen nicht wie ein Vorschlag gehalten werden soll, überflüßig.

 §. 6.  Zuweilen werden zwey Nötgen noch zuletzt von unten auf angehängt, welche der Nachschlag heissen, und den Triller noch lebhafter machen Fig. XXIV. (a). Dieser Nachschlag wird manchmahl ausgeschrieben (b), auch durch einige Veränderung des ordentlichen Zeichens angedeutet (c). Jedoch da ein langer Mordent beynahe dasselbe Zeichen hat, so halte ich für besser, um keine Verwirrung anzurichten, daß man es bey dem [WS 2] läßt.

 §. 7.  Die Triller sind die schwereste Manier. Allen wollen sie nicht gelingen. Man muß sie in der Jugend fleißig üben. Ihr Schlag muß vor allen Dingen gleich und geschwinde seyn. Ein geschwinder Triller ist allezeit einem langsamen vorzuziehen; bey traurigen Stücken könnte ein Triller allenfalls etwas langsamer geschlagen werden, ausserdem aber erhebt der Triller, wenn

er geschwind ist, einen Gedancken sehr. In der Stärcke und

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Der in der Vorlage eingesetzte Buchstabe „m“ mag eine Notlösung des Setzers gewesen sein, das tatsächliche Trillerzeichen ist eine horizontale Zickzacklinie, wie auch die angegebene Figur Tab. IV. Fig. XXIII (a) und öfter zeigt.
  2. Siehe Anmerkung oben zu §. 5.