Seite:Versuch einer Geschichte der Hochmeister in Preußen.pdf/48

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von Marburg, bei Schütz setzt hinzu, Keistut habe geglaubt, Kniprode trotzte auf seine Verschanzungen, und dieser habe sich erboten, sie niederzureissen und die Festung dennoch zu erobern. Dieß ist aber nicht wahrscheinlich, sondern scheint bloß eine Erfindung des stolzen Ordenspriester gewesen zu seyn, denn warum sollte Keistut das Anerbieten nicht haben annehmen wollen, da es einigen Schein mehr gab, die Festung zu retten. Kaum war Keistut fort, da ließ Kniprode die Festung mit fürchterlichen Drohungen auffodern. Waidat, der immer noch auf Entsatz hoffte, schlug die Uebergabe ab. Da ließ Kniprode am dritten Tage zum Sturme blasen. Kauen ward erobert und geschleift, all’ die Besatzung, an dreitausend Mann, niedergemacht,[1] und Waidat und 36 edle Litthauer gefangen. Diese Belagerung dauerte fünf Wochen. Am Palmsonntage war vergebens gestürmt worden. Oster-Montags fiel die Festung. Ueber achthundert Belagerer kostete sie. Vierhundert

  1. Man ist nicht einig, ob die ganze Besatzung niedergemacht worden sey. Vergl. Schütz, teutsche Ausg. Bl. 74–78.