Seite:Versuch einer Geschichte der Hochmeister in Preußen.pdf/68

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

das Schloß gleichen Namens. Der Komtur von Ragnit fiel dagegen mit einem neuen Heere, das aus Teutschland, größtentheils vom Rhein und aus Schwaben, dem Orden zu Hilfe gekommen war, in Samogizien. Der Einfall war fürchterlich. Die Kreuzfahrer schonten keines Menschen, denn die Feinde waren Heiden, deren Marter nach den Begriffen damaliger Zeit dem Himmel gefiel.

Keistut ließ noch in dem nämlichen Jahre dem Hochmeister einen Waffenstillstand anbieten. Man muß es seiner schonenden Menschlichkeit zuschreiben, daß er ihn dieß Mahl annahm. Sein Heer hatte freilich manchen ungeheuern Verlust erlitten, der schwer wieder zu ersetzen war, schwerer als er es bey dem Feinde je seyn konnte. Aber dagegen waren jetzt neue Hilfsvölker da, die ohne Foderungen und Belohnungen für den Orden stritten und nach der letzten Hauptschlacht war wohl für jetzt wenigstens von dem Feinde nichts Großes zu befürchten. Aber Kniprode wünschte den Frieden gegen den Willen der Brüder, die Litthauen erobern und ihrem Gebiete einverleiben wollten. Darum wurde für jetzt ein Waffenstillstand auf vier Jahre vermittelt,