Seite:Versuch einer Geschichte der Hochmeister in Preußen.pdf/88

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um von der vielen Arbeit des Tages auszuruhen, nahm der Komtur von Königsberg ein altes Schwert, und brach die Kellerthür ein. Die Ritter folgten ihm mit ihren zinnernen Humpen in der Hand, und fingen an, bei den Fässern zu zechen, wovon sie aber so berauscht wurden, daß die meisten auf dem Hofe schliefen und es vor lauter Hitze in den Gemächern nicht aushalten konnten.

Es ist ein angenehmes Gefühl, wenn man bedenkt, auf welche für die damaligen Zeiten wirklich musterhafte Art Kniprode das Glück seiner Unterthanen gründete. Die Bildung des gemeinen Volks lag ihm vorzüglich am Herzen, denn hier sah es nach dem wenigen, was seine Vorgänger gethan hatten, sehr wüste aus. Bis unter ihm hat man in Preußen keine öffentlichen Landschulen gekannt. Aber schon im zweiten Jahre seiner Regierung fing er dieses Geschäft mit Ernst an. Es wurden tüchtige Lehrer aus Teutschland für den Unterricht der Jugend berufen, und unter die Aufsicht eigens dazu bestimmter Ordenspriester gestellt, die nach und nach selbst Lehrer bilden mußten. Jedes Dorf, das aus 60 Familien bestand, bekam eine eigene