in der Holzindustrie (Fabrikation von Hausgeräten, Innenbau der Wohnungen) die Einnahmen noch wesentlich gesteigert werden können. Auch darf an die Einführung neuer Industrien, wie z. B. der Zellulosefabrikation, gedacht werden, indem die Schweiz einen grossen Teil der für ihre Papierindustrie notwendigen Zellulose bisher aus Schweden bezog. Ebenso darf auf die Holzausfuhr nach holzarmen Ländern wie z. B. Italien hingewiesen werden. Alles in Allem, Vorarlberg besitzt in seinen Wasserkräften und Wäldern eine Reserve, die ihm gestatten wird, die drückenden Zustände der Kriegszeiten abzutragen und die schwere wirtschaftliche Krisis, in der es sich heute befindet, zu überwinden. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass es Gelegenheit findet, an einen finanzkräftigen Staat sich anzulehnen, der ihm finanzielle Beihilfe zu teil werden lässt.
Nun ein weiteres Argument gegen den Anschluss, in die Form eines Zweifels gekleidet. Hat die Schweiz die Kraft, 150,000 eingefleischte Monarchisten in überzeugungstreue Republikaner umzuwandeln?
Erlauben Sie mir, mit einer Gegenfrage zu antworten. Merken Sie es einem Rheinfelder oder einem Laufenburger an, dass seine Vorfahren vor wenig mehr als 100 Jahren noch österreichische Untertanen waren? Sie lachen über meine Frage, und Sie haben Recht, es zu tun; wissen Sie doch, dass nicht erst die Enkel, sondern schon die Väter und die Grossväter gute Aargauer und gute Eidgenossen geworden sind, und dass den heutigen Fricktalern auch nicht das geringste monarchische „Gschmäckli” mehr anhaftet! Wie gut, dass Stämpfli anlässlich des Neuenburgerhandels im Jahre 1856 sich nicht von ähnlichen kleinlichen Bedenken leiten liess, und dass er richtiger
Ulrich Vetsch: Schweiz und Vorarlberg. Fehr'sche Buchhandlung, St. Gallen 1920, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vetsch_Ulrich_Schweiz_und_Vorarlberg_Vortrag_Neue_Helvetischen_Gesellschaft_1919.pdf/20&oldid=- (Version vom 13.4.2023)