Seite:Vier Tage und vier Nächte auf dem dritten Säcular-Feste in Marburg vom 27ten bis 30ten Juli 1827.pdf/16

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     Am folgenden Morgen mit Tages Anbruch hörte man schon einen Gesang nach der Melodie des bekannten englischen Volksliedes[1] auf dem Markte absingen, - es war ergreifend! - und gleich darauf zog die Regiments-Musik in der Stadt umher, begleitet von einem Trupp junger Studirmachergesellen, und machte alle Menschen wach und munter.

     Das Gerassel der mit Fremden ankommenden Wagen hatte die ganze Nacht hindurch gedauert. Auch von Marburgs filia[2], dem benachbarten Gießen, waren sehr viele Burschen schon gestern eingezogen und heute frühe kam noch eine größere Zahl zu Wagen, zu Pferde und zu Fuß! Ich freuete mich über das Anströmen dieser auswärtigen Burschen, die an dem Feste der Mutter Marburg Theil nehmen wollten, und dachte, je mehr, je lieber und besser, und wenn ihrer auch Tausend zusammenkommen, desto schöner wirds.

     Daß das Treiben der Menschen auf den Straßen nun immer zunahm und stärker wurde, wie gestern, kannst Du Dir leicht denken. Gegen 9 Uhr zog alles nach der Deutschhaus Kirche[3] hinunter, als der Sammelplatz, von wo der große Zug angehen sollte.

     Ja, diese Menschenmasse, die sich da herum und den ganzen Steinweg hinauf zusammendrängte, ist nicht zu beschreiben, sondern sich blos vorzustellen, wenn ich Dir sage, es stand Kopf an Kopf.

     Die Burschen zum Zuge ordneten sich wirklich in der schönsten Ordnung nach ihren Landsmannschaften[4]. Sie hatten unter einander gelooset, Viele von uns Alten schlossen uns mit ihrer Bewilligung ihrem Zuge an.

     Wo konnten wir auch passender gehen, wir waren ja Burschen!!

     Nachdem sich nun alle Behörden in der Elisabether Kirche versammelt und nach der vorgeschriebenen Ordnung, zuerst das Forstpersonal, dann das des Obergerichts,

  1. vermutlich "God save the king/queen" (Bickert/Nail: Liebenswertes Lahn-Athen, S.29.)
  2. Marburgs Tochter, die Universität Gießen, 1607 als Hochschule gegründet (Bickert/Nail: Liebenswertes Lahn-Athen, S.29.)
  3. die Elisabethkirche in Marburg
  4. Studentenvereinigungen aus dem ganzen Kurfürstentum (Bickert/Nail: Liebenswertes Lahn-Athen, S.29.)