Seite:Vier Tage und vier Nächte auf dem dritten Säcular-Feste in Marburg vom 27ten bis 30ten Juli 1827.pdf/17

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der Regierung, der Finanzkammer, die Geistlichen, dann die vier Facultäten der Universität, mit den Pedellen[1] voran, - die weltlichen Behörden in geschmack- und prachtvollen Uniformen, - rangirt hatten, setzte sich der feierliche Zug, leider ohne Musik und Glockengeläute, wahrscheinlich vergessen, in langsamen Marsch vorwärts den Steinweg hinauf. Die Menschen-Menge machte uns ein dichtes Spalier.

     Aber der Anblick der, in allen Fenstern und Bodenlöchern bis unter die Dächer als Zuschauer liegenden Menschen, war über alle Beschreibung schön.

     Endlich gelangte die Spitze des Zuges bis vor den Eingang zum großen Auditorium. Wir mußten Halt machen und uns in ein Spalier stellen, durch welches dann die uns gefolgten Behörden, der Prorector und Vicekanzler[2], den Landesfürstlichen Deputirten[3] in der Person des hochrechtlichen und hochverdienten Oberappellationsgerichts-Präsidenten von Sorbeck[4] zwischen sich, nach dem Auditorium zu zogen. Wir folgten als Schluß nach und im Innern empfing uns große Musik.

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     Es war zum Ersticken voll, deswegen gingen unserer viele heraus.

     Auf den Straßen hatte sich zwar vieles Volk in die Wirths- und andere Häuser verloren, aber das Getreibe war doch noch immer sehr stark.

     Nach beendigter Feierlichkeit im Auditorium giengen die Behörden, nebst den Marschällen[6] von den Burschen, im Zuge aufs Rathhaus zu einem großen Mittagsmahl in dem obersten, seit dem vorigen Jubiläum zum erstenmal wieder neu und geschmackvoll decorirten Saal. Der da oben vorgefallenen Scenen bin ich nicht kundig geworden, weil ich kein Eingeweiheter war. Daß deren sich aber droben doch ereignet haben, sahen wir, vor dem Ritter sitzend, nachher am Abmarsch Einiger! Konnte auch nicht fehlen, so gut wie bei uns.

  1. organisatorische Hilfskraft, u.a. an Universitäten; ist u.a. für die Aufsicht der Studenten und deren Bestrafung zuständig
  2. Der Kanzler und Rektor ist zumeist der Landesfürst, sodass alle Universitätsaufgaben auf den Vizekanzler/Prorektor fallen
  3. vom Landesfürsten Abgeordnete
  4. Heinrich Otto Aemilius Friedrich von Porbeck
  5. Korrektur des Namens zu "von Porbeck"
  6. Studenten, welche bei Umzügen Ämter bekleideten (Bickert/Nail: Liebenswertes Lahn-Athen, S.31.)