Seite:Volksbuch für Schleswig Holstein und Lauenburg 1844 089.jpg

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auf. So lange die Dinge in deinem Geschlecht sind, wird das Glück den Grafen Rantzau treu seyn. – Als die Gluth verloschen war, sah die Gräfin in der Asche nach, und fand darin eine goldene Spindel, einen goldenen Becher und noch ein Drittes. Dieß Letzte ist an einen jüngeren Zweig gekommen, der es verloren hat und jetzt güterlos ist. Die Spindel aber – so behauptet die Sage – ist noch auf Breitenburg, der Becher auf Rastorff.


Schacken-Sage.

Man hat viele Sagen von dem alten gräflichen Geschlecht Schack, von denen wir jetzt nur Eine mittheilen wollen. – Des Grafen Schack auf Gramm ältester Sohn liebte die schöne Tochter des Müllers im Dorfe und wollte sie heirathen; aber so lange der Vater lebte, wußte er, daß an die Ehe nicht zu denken war, und der Vater wollte nicht sterben. Da wurde ihm erzählt, wer die Mitternacht zwischen dem alten und dem neuen Jahre betend in der Stammgruft verharre, der werde in die Gruft versinken sehen, wer das Jahr über von der Familie sterben werde; und so beschloß er zu thun. In der nächsten Neujahrsnacht ging er in die Kirche hinein und stieg in das Grabgewölbe, wo er eifrig betete, in der Hoffnung, wenn es Mitternacht schlüge, seinen Vater einsinken zu sehen. Aber als es zwölf geschlagen, hört er draußen aus dem Kirchhofe ein Geräusch und sieht seine Braut, die Müllerstochter, im Sterbekittel sich in ein Grab legen. Da wurde er tiefsinnig, seine Braut aber starb im neuen Jahr.


Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm, Theodor Mommsen: Schleswig-Holsteinische Sagen. Schwers’sche Buchhandlung, Kiel 1844, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Volksbuch_f%C3%BCr_Schleswig_Holstein_und_Lauenburg_1844_089.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)