Seite:Volksbuch für Schleswig Holstein und Lauenburg 1844 090.jpg

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Bredstedter Sage.

In den beiden Dörfern Biöl und Drelstorp in der Landschaft Bredstedt wohnten in alten Zeiten zwei große Riesen, die eines Tages mit einander Streit bekamen und sich heftig erzürnten. Zuletzt nahm der Drelstorper Riese einen großen Stein, den schleuderte er mit aller Macht und warf damit den Biöler Kirchthurm um. Der Riese von Biöl ergrimmte, daß man ihm seinen Kirchthurm umgeworfen, und er nahm einen noch viel größern Stein, um damit den Drelstorper Kirchthurm zu zerschmettern. In der Hitze aber muß er nicht recht gezielt haben, denn er warf vorbei – noch heute zeigt man den großen Felsblock eine gute Strecke hinter Drelstorp in einem Moore. Aber warf er auch den Thurm nicht um, so flog doch der Stein so hart daran vorbei, daß der Thurm davon ganz krumm wurde, und daher hat noch bis auf den heutigen Tag Biöl gar keinen Kirchthurm und Drelstorp einen schiefen.

Zwischen Drelstorp und Bredstedt liegen zwei Hünengräber neben einander, davon das eine ungewöhnlich lang ist, darin soll ein Riese begraben liegen. Das mag vielleicht der Drelstorper Riese seyn.


Friesische Sage.

Die Brokenkoogswisch in der Tonderschen Marsch bei dem Kanzleihof Iresmade hat ihren Namen von einem reichen Bauer, Namens Brok, der vor seinem Tode all sein Vermögen unter seine drei Söhne theilte bis auf diese schöne Wiese, über welche sie sich brüderlich vereinbaren sollten.

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm, Theodor Mommsen: Schleswig-Holsteinische Sagen. Schwers’sche Buchhandlung, Kiel 1844, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Volksbuch_f%C3%BCr_Schleswig_Holstein_und_Lauenburg_1844_090.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)