Seite:Volksbuch für Schleswig Holstein und Lauenburg 1844 092.jpg

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an gepflügt hatte und nun endlich die Ruhezeit am Mittag da war, so brauchte er nicht nach Hause zu gehen um Mittag zu essen; denn um diese Stunde stand da ein Tisch vor ihm, sobald er sich umkehrte, gedeckt mit feinem Tafelgeräth und beladen mit trefflichen Speisen. Wie gut es gewesen sey dort zu pflügen, das wußte der Bauer wohl, der uns dies erzählt hat, denn manches Mal hatte er mitgegessen am Tische der Unterirdischen. Aber Vorwitz und Uebermuth machten der Herrlichkeit ein Ende. Einst war auch ein Junge mit bei dem Essen, der wohl noch, wie man sagt, in seinen Flegeljahren seyn mochte. Der wollte die unsichtbaren Wirthe narren und nahm ihnen darum beim Aufstehen eine Gabel mit. Niemand hatte es gemerkt, aber als den andern Tag der Tisch wegblieb und die Bauern nach Hause gehen mußten, wo für sie nicht zugekocht war, da erschrak er und gestand sein Vergehen. Die Leute aber hießen ihn hingehen und die Gabel wieder zurückbringen. Das that er denn auch, und wie er auf’s Feld kam mit der Gabel, da stieg der Tisch vor ihm auf mit allem Geräthe, und es fehlte nur die Gabel. Die legte er darauf an ihren Platz, da versank der Tisch und ist seitdem nicht wieder gesehen. So müssen auch dorthin die Bauern sich ihr Essen weit her bringen lassen um den fürwitzigen Jungen.


2.

Einmal beschlossen einige junge Bauern, ein Unnereerschen einzufangen. Obgleich Manche von diesem Unternehmen abriethen, so konnten doch die Uebrigen der Lust zu diesem Abenteuer nicht widerstehen. Indeß diese Wesen kommen bei Tage nie und zur Nachtzeit nur selten zum Vorschein, es war die Sache auch keineswegs leicht. Sie

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Theodor Storm, Theodor Mommsen: Schleswig-Holsteinische Sagen. Schwers’sche Buchhandlung, Kiel 1844, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Volksbuch_f%C3%BCr_Schleswig_Holstein_und_Lauenburg_1844_092.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)