Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 013.jpg

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indem er darin ein höheres Wesen ahnete, welches seine Handlungen beobachte; in dem vom rollenden Donner begleiteten Blitz, wähnte er der Gottheit Zorn zu vernehmen, die ihm wegen verzögerter Besserung zu bestrafen drohe. Der über Felsmassen mit wildem Tosen herabstürzende Bergstrom verkündete ihm einen unbändigen Wasserherrscher, in den aus Strömen, Seen und Wiesen in mancherlei Gestalten aufsteigenden Nebeln erblickte er Nixe und Elfen, die um Sümpfe gaukelnden Irrlichter schienen ihm neckende Tückebolde; Sternschnupfen und andere feurige Lufterscheinungen hielt er für Mondmenschen und Zwerge, für von bösen Zauberern verwünschte, vernünftige Geschöpfe, die das ihnen geschehene Unrecht Andern entgelten zu lassen sich bemühten. In dem von ihm göttlich verehrten Fliederbaum (sambucus) – der von ihm wegen seiner auf den thierischen Körper wohlthätig wirkenden Blätter, Blüthen, Beeren und Markes geschätzt wurde, erblickte er die Wohnung des Beschützers der Haine und die Kraft des Wachholders (juniperus communis) dünkte ihm von einer darin wohnenden Gottheit auszuströmen.[1] Ein duftender


  1. Der Hollunder, Flieder (wend. Bos), Puscet – der Hain-Götze, welcher unter einem Fliederbaume verehrt wurde (Puschwitz). – Der Machandelbaum, d. i. der Leben verleihende, verjüngende – Kranaweds, Kronaweds-Strauch – Wachholder-Strauch. – Diese beide Art Bäume wurden, wie schon angeführt, hoch gehalten und eben so, wie von den Aegyptiern Zwiebeln, Kohl und Knoblauch verehrt, so daß von Letztern der freimüthige Juvenal sagt:

    O heilige Völker, bei den die Götter wachsen in Gärten.

    Doch reiht sich an erstere eine etwas melancholische Idee; indem der Hollunder einschläfert und der Wachholder durch