Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 023.jpg

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nur schwer von dem, woran er einmal gewöhnt ist, trennt, – beibehalten und von den Schwachen geglaubt, indem auch der kenntnißlose Christ dasjenige, was er sich nicht zu erklären vermochte, übernatürlichen Kräften und überirdischen Wesen zuschrieb und vielleicht noch zuschreibt.

Doch eine Götterlehre hier zu liefern, ist nicht meine Absicht gewesen; Jeder, welcher darüber mehr zu wissen verlangt, wird in den von mir angezeigten Schriften hinlängliche Auskunft finden. Man verzeihe mir daher gütigst diese Abschweifung, nach welcher ich zu meinem Vorwurf wiederum zurückkehre.

Sagen und Mährchen also, deren Entstehung so eben angegebene Gründe hervorbrachten, waren bei allen Völkern – gleichviel, ob gebildet oder ungebildet – vom aufgeklärten Griechen bis zum rohen Karaiben, beim schlichten, ruhigen Feldbebauer, wie beim furchtlosen Seemann gleich beliebt, gleich geachtet, indem sie – wie mehreremalen bemerkt – den Charakter des Landes, des Elements und des Volks trugen. Dort reden Thiere, singen Blumen, sprechen Steine u. s. w., indeß hier diese Gegenstände größtentheils stumm sind, jedoch, wie auf dem Theater die Statisten, ebenfalls eine Rolle spielen. Da sind wohlthätige, gut gesinnte Menschen, freigebige Feen, großmüthige Magier, hier böse Zauberer, trügerische Nixen, neckende Gnomen und wohl gar Satanas in hocheigener Person; dort ist das Streben nach Kenntnissen, Klugheit und Weisheit, hier das Angeln nach Reichthümern und geheimen Künsten sichtbar.