Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 041.jpg

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klirrenden Fußtritte bald auf, bald ab, um den Berg herum gehen und Geisterstimmen ähnlich will man dabei die Worte:

Wir machen hier die Runde,
die Beine ha’n nit Ruh!

vernommen haben.

Doch, weil Winterszeit diese Gegend nur wenig besucht wurde, merkte man nicht sonderlich darauf und die Sache gerieth bald in Vergessenheit. Allein einige Jahre darnach, wo Fuhrleute und andere an diesem Orte Beschäftigte den Spuk ebenfalls vernommen und die bespornten Stiefeln hatten klirren hören, ja Holz lesende Kinder am hellen Tage sogar von ihnen waren umgerennt und getreten worden, verbreitete sich diese Sage von dem wandelnden Stiefel-Paar.


VI. Die Wunderblume.

Auf demjenigen Theile des bekannten Löbauer Berges, welcher wegen der darauf wachsenden Kräuter der Kräutergarten genannt wird, blühet in der Nacht des Tages: Johannisenthauptung, mit dem Glockenschlag eilf Uhr eine Blume, welche kein Naturforscher, vom Aristoteles und Plinius, Ulysses Altrovandi, Conrad Geßner, Leonhard Meister bis Linné und Harald Lenz, und wie sie sonst alle heißen mögen, die sich der Naturgeschichte und besonders Flora’s Lieblingskindern geweiht haben und – so weit es Menschen möglich – in ihr Allerheiligstes gedrungen sind, jemals gesehen zu haben sich rühmen kann.