Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 042.jpg

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Ihre Farbe ist purpur mit goldner Einfassung, grün mit Silberrändchen ihre Lotus ähnliche Blätter, veilchenblau ihr Stängel und glänzend himmelblau der Stämpel. Sie hat – wiewohl großartiger – der Lilie Gestalt und weit und breit duften – wenn sie ihren Kelch erschließt – ihre Wohlgerüche, denen die lieblichsten Blumendüfte weder in der alten noch neuen Welt gleichen. – Keines Sterblichen Auge hat je ihre Wurzel erblickt.

Im Jahre 1570, als der Löbauer Rathsförster: Kajetan Schreier, auf gedachtem Berge einen Rehbock blattete, empfanden seine Geruchswerkzeuge jenes wunderliebliche Duften, dessen Ursache er sich nicht zu erklären vermochte, und da der Duft, den der Wind ihm zuwehte, immer stärker wurde, ging er (den Rehbock vergessend und ihm eine kleine Dilationsfrist schenkend) einige Schritte vorwärts; allein, sonderbar; denn, der jede Schritte und jedes Strauchwerk daselbst kennende Weidmann ging irre und drehte sich in einem Kreise, bis endlich sein Ohr eine sanfte, Aeolsharfen- oder Harmonikatönen ähnliche Musik vernahm und er die Wunderblume, vom magischen Lichte erleuchtet, erblickte. Er wußte nicht, was mit ihm geschah, blieb unentschlossen, ob er hören, sehen, riechen, oder die Blume brechen sollte, seine Sinne schwanden, um in kurzer Zeit wieder zu himmlischem Genuß zu erwachen. So stand er zweifelhaft – da verkündete der Seigerschlag in Löbau die zwölfte Mitternachtsstunde – es blitzte, ein Krach erscholl und die Blume – war verschwunden. Nun wußte der Jäger, was er hätte thun sollen, um sich in den