Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 050.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sie sich oft selbst und die auffahrenden Hitzblattern beweisen, daß sie von ihr verbrüht worden sind; daher sagt man: „Boże Ssedleschko je tebe spariło,“ (die Wehklage hat dich verbrüht), wofür sie als Kur Folgendes brauchen: Sie schmieren nämlich das Ofenloch mit Butter und sprechen: „Boże Ssedleschko, ja cże masam, sahoj me, ty ßy me spariło,“ (Wehklage, ich schmiere dich, heile mich, du hast mich verbrüht); dann nehmen sie den Brausch von einem kochenden Topfe und schmieren den Schaden, welches gewiß helfen soll.


X. Das Todaustreiben – der weiße Mann.

Noch vor einigen sechzig Jahren wurde zu Budissin am Sonntage Oculi nach abgehaltenem Nachmittagsgottesdienste ein ordentliches Auto-da-fé auf dem Protschenberge über eine große, weißgekleidete Puppe von einer zahlreichen Schaar Knaben und Mädchen vor den Augen erwachsener Zuschauer gehalten, welche, nachdem man ihr alles Uebles und Böses angethan hatte, unter lautem Jubelgeschrei verbrannt wurde. Dieses hieß das Todaustreiben und ist in frühern Zeiten diese Puppe durch die ganze Stadt getragen worden.

An andern Orten (wie Schneider Chron. Lips. Lib. IV. Cap. 143 meldet) trugen die Slaven am 4ten Sonntage vor Fasten der Marzana (Marzawa) Todesgöttin und Zievonia (Dżjewana oder Dżjewnja) Göttin der Jagd, Bildniß an Stangen gesteckt, unter traurigen