Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 064.jpg

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man müßte nicht in Salamanka[WS 1] gewesen seyn, und wenn gleich nicht studirt, doch neben bei so Etwas von der weißen Magie begriffen haben – kurz, ich kann und will euch helfen. – Morgen früh haltet euch bereit, dann soll’s frisch an’s Werk gehen; jetzt bedarf ich Ruhe, daher schlaft wohl!“

Der Morgen begann – schon glühten die Kohlen, Stahl, Eisen und anderer Nothbedarf war bei der Hand, aber noch schnarchte der Fremde gleich einer Sägemühle, bis ihn Meister Brontes[WS 2] zum Frühstücke weckte. Jach stand er auf, verschluckte gleich dem Erysichton – hungrigen Andenkens[WS 3] – das Aufgetragene und dann ging’s straks an die Arbeit.

Doch, wie riß Meister Ehrlich die Augen auf, denn dergleichen hatte er auf allen seinen Wanderungen nie erblickt. Mit welcher geschicklichen Behendigkeit wendete der Zugewanderte sein Eisen, wie flog sein Hammer, mit welcher Zuversicht und Gewandtheit faßte er die Zange. Alles verrieth den Meister und sein Wirth keuchte und schwitzte schon bei den Handleistungen. Am Abende war die Rüstung fix und fertig, so schön, so herrlich, wie man sie gewiß in keiner Rüstkammer der alten oder neuen Welt erblickt hat. „Nun kann sie der gestrenge Ritter abholen lassen, wenn ihm beliebt!“ sagte der Fremde, indem er den Hammer niederlegte und sich den Schweiß trocknete.

Am andern Tage erschien der ebenbürtige Ritter, entzückt über die Arbeit und zahlte nach Herzenslust das Dreifache von dem Geforderten.[WS 4]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. w:Universität Salamanca: eine der wichtigsten Bildungsstätten und ältesten Universitäten Europas
  2. Brontes: Name eines der w:Kyklopen in Hesiods Theogonie
  3. w:Erysichthon (Thessalien): der Sage nach ließ eine Hungergöttin dem schlafenden Erysichthon unstillbare Fressgier einhauchen
  4. Vorlage: Gefoderten.