Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 087.jpg

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und ordentlich war, doch nach gethaner Arbeit jenes – zwar damals noch nicht bekannte Jünger’sche: „Genüßt den Reiz des Lebens etc.“ bei’m vollen Becher, praktisch übte.

Am Vorabende des Pfingstfestes im J. 1702, da in seiner Wohnung Alles mit Besemen gekehrt und geschmückt wurde, schloß er seine Werkstätte, nahm sich vor, seinen Geburtstag zu feiern und wallte auf ein nah gelegenes Dorf, wo er guten Wein und lustige Gesellschaft traf, mit der er herrlich und in Freuden lebte. Nachts um 10 Uhr brach das frohe Häuflein auf und trennte sich in der Stadt, wo sich denn Jeder in seine Wohnung begab, welches unser Held auch bezweckte, jedoch im holden Taumel – weiß der Himmel wie – in die Ruinen der St. Nikolaikirche – in deren Innerm sich ein Friedhof befindet – anlangte. Hier sank an der Stelle, wo ehemals das Altar gestanden hatte, der durch Wein und Gehen ermüdete Lebende unter den Todten in sanften Schlummer. Daß er jedoch nicht so lange, wie Epimenides, geschlafen habe, erhellt aus dem, nach seinem Hinscheiden aufgefundenen Tagebuche – doch, wie lange? wußte er selbst nicht und wir vermögen es – da gedachte Nachricht kein Biometer ist – nicht zu ergänzen. Kurz, als er erwachte, war es zwar dunkel, allein mit hellem Glanze umleuchtete ihn ein Licht und in den bemoos’ten Trümmern erblickten seine vom Schlaf gestärkten Augen ein durch mannigfaltige bunte Lampen geschmackvoll erleuchtetes Altargemälde, gefertigt von Meisterhand, welches die Himmelfahrt Christi vorstellte. Am Fuß desselben quollen Gold- und Silbermünzen aus der Erde.