Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 104.jpg

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Ein wohlhabendes Bauermädchen aus Lückersdorf habe einem Schmiedeburschen aus Brauna die Ehe versprochen, sey aber wankelmüthig geworden und habe einem jungen Gärtner aus Liebenau ihr Herz und Hand gereicht, worüber der frühere Geliebte in solche Wuth gerathen, daß er Beiden den Tod geschworen.

Da er nun Beiden zugleich nicht beizukommen vermocht, sey der Trauungstag der Verlobten zur Ausführung dieser blutigen That von ihm bestimmt worden, wo er ihnen in dem linker Hand daselbst befindlichen Gäßchen aufgelauert.

Als sie nun nach vollendeter Trauung zum Mahle bei des Burschens Vater nach Liebenau gehen wollen, sey er plötzlich, mit einem breiten Messer bewaffnet, hervorgesprungen, habe erst die Getraute, dann ihn und endlich sich selbst – ohne daß Jemand zu Hilfe habe eilen können – niedergestochen, worauf sie denn alle Drei auf dem Platze, wo sie gefallen, begraben und zum Gedächtniß diese drei Steine errichtet worden.


XXXVI. Der Schalkstein.[1]

Im Walde bei Neu-Johnsdorf bei Zittau erhebt ein hoher, ausgezeichneter Felsenkegel stolz sein Haupt über die bescheidnen Eriken und jungen niedrigen Baumgattungen. Dort liegt ein Schatz, dessen Hebung leicht ist, indem sie nicht von Beschwörungen, angestrengter Mühe, Aufopferungen oder Gefahr, sondern blos von einem glücklichen Ohngefähr abhangt.


  1. Der Name Schalkstein mag wohl von dem ehemaligen Aufenthalt der Diebe, die in dortiger Gegend Schälke genannt werden, herkommen. S. Geschichte von Johnsdorf bei Zittau, verf. von einem Johnsdorfer. Zittau 1833. S. 14.