Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 113.jpg

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die Aussicht haben, jener Schatz sichtbar werden. Es besteht selbiger in zwei goldenen Kelchen, einer goldenen Patene, sechs silbernen Leuchtern, zwei goldenen Ciborien und einem zwei Ellen hohen, silbernen, stark vergoldeten Kruzifix. Nur derjenige, welcher sich in seinem Leben keiner Sünde theilhaftig gemacht hat, soll ihn zu heben vermögen, dem Tolldreusten aber, welcher sich, wie jener Pharisäer, rein von Fehlern wähnt und seine frevelnde Hand darnach ausstreckt, soll dieses Wagniß den Untergang bereiten. Man will dieser Kostbarkeiten Ausstellung nur dreimal bemerkt haben, zum Erstenmale bei der Geburt August II., Königs von Polen und Kurfürsts zu Sachsen, das Anderemal am Tage seines Todes und zum Letztenmale vor Ausbruch des siebenjährigen Krieges; allein Niemanden soll – weil die Bedingung zu schwer ist, darnach gelüstet haben.


XLV. Die Vampyre[1] – Qualmenschen – Verdammte

sind gespenstische Wesen, welche durch Blutaussaugen die Menschen tödten. Die Wenden, so wie die Teutschen, vorzüglich die Sachsen, glaubten an dergleichen Ungethüme. Der gemeine Mann in Serbien, Hungarn und Griechenland statuirt sie noch. Der Sage nach sind es abgeschiedene Seelen Verstorbener, denen im Sarge ein Kleidungsstück z. B. Halskrause, Hemde etc. in den Mund gekommen, das sie zernagt haben. Diese nun


  1. Kommt vom altteutschen byren, beiren, d. i. heftig begehren, her.