Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 114.jpg

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haben im Grabe keine Ruhe, sondern wandeln in mancherlei Gestalt umher, geben sich für Anverwandte, gute Freunde, in Geschäften Reisende etc. aus, wodurch sie Eintritt in Häuser erlangen und dann öfters ganze Familien ausrotten. Diese nun können nicht anders gebannt werden, als wenn ein Weihepriester die Leichname ausgraben läßt, ihnen den Kopf abschneidet, das Herz mit einem Pfahl durchsticht, selbiges sodann verbrennt und die Asche auf das Grab streut.

Sonst ist es auch die Seele eines noch Lebenden, die den Körper, den der Schlaf überwältigt, verläßt, alsdann in scheußlicher Schattengestalt in Anderer Schlafgemach eilt und eben so, wie jene, dem Schlummernden das Blut aussaugen soll. Gegen diese nun, da man nicht weiß, wessen Körper sich die Seele entwunden hat, soll nur Fasten und Beten, Räuchern und Besprengung mit Weihwasser helfen. Sonst waren sie sehr gemein und man wußte viel von ihnen zu erzählen, jetzt hört man nur selten Etwas von ihnen. Im sechszehnten Jahrhundert soll ein weiblicher Vampyr unter dem Namen Gräfin Villambrosa mehrere Edelhöfe in der Niederlausitz besucht und in dortigen Familien große Verheerungen angerichtet haben.


XLVI. Das Silbergeschenk.

Auf dem von Kamenz nach Schwosdorf gen Königsbrück führenden Wege erhebt sich rechter Hand ein mit verschiedenen Holzarten bewachsener Berg, auf welchem man einen gegen 5 Ellen hohen Steinklumpen von Granit gewahrt. Ueber ihn folgende Erzählung: