Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 127.jpg

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August 1675 auf der Bergveste Königstein berauscht aus einer Schießscharte unter der Friedrichsburg kletterte, sich auf einen – kaum eine Elle breiten, abschüssigen Felsvorsprung legte und sanft entschlummerte, wo ihn der Kurfürst durch Stricke bevestigen und durch Trompeten- und Pauckenschall erwecken ließ, wovon diese seine Ruhestätte noch bis jetzt den Namen des Pagenbettes führt; wie er mit seinem scheu gewordenen Pferde 1677 über die dresdener Brücke in die Elbe setzte und 1680 auf einer Jagd im rathener Grunde in einen tiefen Abgrund stürzte.

Schon durch diese glücklich überstandenen Abenteuer erschien er in den Augen so Mancher als ein Mann, dem übernatürliche Kräfte zu Gebote stünden.

Entfernt von der Menschheit – welche er doch keineswegs haßte – lebte er nun, seine Zeit unter Lesung nützlicher Bücher, Sammeln von Steinen und Kräutern, Ausflüge in die Umgegend, Jagden u. dgl. vertheilend, skeletirte manche Thiere, stopfte andere aus, hatte zwei gezähmte Schlangen und bewahrte Eidechsen, Molche, Kröten u. dgl. in Gläsern. Einige Menschengerippe standen an den berußten Wänden seiner niedern Wohnung, von deren Simsen bleiche Todtenschädel hinabgrinseten. Oft hörte man ihn mit Jemandem – den man doch nirgends erblickte – sprechen, und sah ihn durch die Gartenthürspalten unter einem alten Wachholderstrauch in den Mitternachtsstunden Kräuter kochen und Schlangen braten, wobei er unverständliche Worte murmelte. Alles natürlich – denn er, als ein launiger, scherzhafter Mann, liebte es, die Neugierigen am Narrenseile herumzugängeln; die Kräuter,