Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 169.jpg

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Zur Erinnerung an diesen blutigen Auftritt wurde an dieser Stelle eine achteckige Spitzsäule, mit Kreuzen in ihren Feldern versehen, errichtet, die aber später umgefahren, beschädiget und auf dem Taucherkirchhof – wo sie sich noch befindet – aufbewahrt worden ist.


LXXIV. Der rothe Görge.

Bei Ober-Gerlachsheim, ungefähr hundert und funfzig Schritte am Abhange des Queisserberges in einer schönen, wild romantischen Gegend, steht ein großer über zwanzig Ellen hoher Quarzfelsen von wunderbarer Gestalt, in dortiger Gegend nur der weiße Stein genannt. Etwa hundert Schritte in Entfernung von ihm, auf böhmischer Seite zu, finden sich ebenfalls weiße, doch größere und viel weiter ausgedehnte Quarzfelsen, deren Richtung sowohl, als Steinart beweisen, daß der weiße Stein ehemals mit ihnen zusammengehangen. Man erzählt sich davon:

Es habe in dieser ehemaligen Wildniß ein frommer Klausner gewohnt, welcher ein stilles, ruhiges, Gott gefälliges Leben geführt, den Armen unendlich Gutes gethan und an den Kranken und Leidenden Wunderkuren verrichtet, so daß er in den Geruch der Heiligkeit gekommen und zu ihm, wie zu einem Wunderthäter ordentlich gewallfahrtet worden. Dabei aber habe er seine Bescheidenheit beibehalten, sey sanftmüthig und von Herzen demüthig gewesen und habe den ihm häufig dargebrachten Weihrauch verschmäht und die, denen er wohlgethan, gebeten, ihn ja nicht zu sehr zu verehren, damit er nicht in Versuchung gerathe.