Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 185.jpg

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hineingehen sollte. Sein Verstand, welcher ihn an Geister, die vornämlich in dieser Nacht ihre – oft ärgere als demagogische Umtriebe treiben sollen, denken hieß, rieth ihm das Erstere, seine Wißbegierde heischte jedoch das Letztere. Er faßte daher Muth, stärkte sich mit Gebet und schlug die wenigen vom Wege abführenden Schritte zum Holze ein. Gleich am Eingange desselben trat ihm ein ungefähr vier Spannen langes, weiß gekleidetes Männchen mit einem mehrere Ellen langen schwarzen Barte, den es durch die Beine gezogen hatte und dessen Endspitze gleich einem Roßschweif durch seinen großen runden Hut herauswehte, mit freundlichen, Zutrauen erweckenden Mienen entgegen und sprach in einem der Flöte ähnlichen Tone: „Fürchte Dich nicht, Dir ist heut groß Glück und Heil bescheert, folge mir getrost!“ Der Bürger gehorchte und sah’ an den kleinen Fichten, die alle durch bunte Lampen erleuchtet waren, Aepfel, Birnen, Nüsse, Mandeln und Honigkuchen in Menge hängen.

„Hier“ – fuhr der gütige Geist fort – „pflücke so viel Du willst und mache damit den Deinigen einen frohen, vergnügten Abend!“ Der Mann that, wie ihm die Erscheinung befahl, füllte den für die Christbrote bestimmten Sack zur Hälfte, legte ihn – obschon das Männchen ihm zuredete ihn ganz zu füllen – zufrieden auf seine Schultern, die Lichter verlöschten, das Männchen verschwand und der Städter ging seines Weges. Allein je mehr er sich der Stadt näherte, desto schwerer wurde ihm seine Bürde, so daß er sich genöthiget sahe, mehrere Stücke davon wegzuwerfen. Müde und matt langt er endlich in