Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 190.jpg

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rohen und wilden Menschenrace sey bewohnt worden, die Jagd, Fischerei und Raubhandwerk getrieben, nach vollendeten Geschäften aber in Saus und Braus gelebt, Tag und Nacht gespielt, gezecht und sich allen Lüsten und Begierden ergeben hätten. Ihnen gegenüber wäre eines frommen Klausners Wohnung gewesen, welcher diese Weltkinder von ihrem tollen Treiben abgemahnet und zu einer Lebensänderung hätte führen wollen, allein nur von ihnen verhöhnt und verspottet worden sey. Vergebens habe er ihnen mit des Himmels Strafe gedroht; allein Hohngelächter und Frevelrede sey ihm zur Antwort worden. Eines Abends, am ersten Pfingstfeiertage, hätten sie nun des Lärmens und Tollens so viel gemacht, daß der Geduldfaden des heiligen Mannes gerissen, er ergrimmt sey und sie in Ameisen – welche ein unruhiges, unstätes und mühevolles Leben führen müssen und von Menschen und Thieren fortwährend verfolgt werden – verwünscht und ihnen diesen Berg zur immerwährenden Wohnung angewiesen habe.


XC. Der Keuler.

Einem Herrn von Nostitz auf Kreckwitz, träumte einst, daß er von einem großen Eber, welcher zu jener Zeit die Umgegend in Furcht und Schrecken setzte und den Nachstellungen rüstiger Weidmänner Hohn sprach, getödtet würde. So ein eifriger Priester Diana’s er auch immer war, so nahm er sich doch diesen Traum sehr zu Herzen, und hörte mit Unlust der Hörner Ton und der Rüden Gebelle, sonst Sphärenmusik seinem Ohr. Umsonst versuchten seine