Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 192.jpg

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XCI. Der Währwolf

ist bekanntlich ein nach seinem Tode in einen Wolf verwandelter Mensch, welcher bei seinen Lebzeiten eben nicht das wohlgefälligste Leben geführt hat, die Kunst verstand, sich in eine ihm beliebige Thiergestalt – am liebsten in einen Wolf – zu verwandeln und in dieser Gestalt vielen Spuk und schädliche Neckereien zu treiben, und der nach seinem Tode bis zur Besserung in Wolfskleidern – manches Unheil stiftend – in Wüsteneien umherirrt. In der Muskauer und Hoyerswerdaer Haide wurde, als gedachte Raubthiergattung daselbst einheimisch war – der Währwolf – jedoch nur einzeln, weil selbst Raben, wegen ihrer Beißigkeit und Zanksucht sich blos in weiten Entfernungen von einander aufhalten – nicht selten angetroffen, wo er die Wanderer mit seinen Feueraugen anglotzte, manche Unbilde verübte und dessen Erwähnung von Müttern und Ammen, um trotzige Kinder zu beschwichtigen, nicht ohne Erfolg angewendet wurde.


XCII. Das Kreuz bei Schwosdorf.

Geht man von Kamenz nach dem Landstädtchen Königsbrück in der Oberlausitz, über Schwosdorf, so wird man einige hundert Schritte hinter letztgedachtem Dorfe, links am Wege, auf einer kleinen Erhöhung ein steinern Kreuz mit einem darauf unförmlich eingehauenen Husarensäbel und der Jahrzahl 1745 erblicken, womit es folgende Bewandtniß hat. Da im gedachten Jahre, als des zweiten schlesischen Krieges, ein Regiment preuß. Husaren durch diese Gegend zog, desertirten drei derselben mit Sattel und Zeug.