Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 196.jpg

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der einsame Stein genannt, der, als er noch mehr über der Erde hervorragte, in ungebildeten Zifferzügen die Zahlen 1390 lesen ließ. Die Sage giebt über sein Daseyn Folgendes: Wie nämlich in gedachtem Jahre ein Bauer – der eben nicht sehr im Rufe der Frömmigkeit gestanden, vielmehr den Verdacht, ein heimlicher Heide gewesen zu seyn, gegen sich gehabt – an einem schönen Frühlingstage bei heiterm Himmel diesen Weg gegangen, als ein Blitz plötzlich mit gleich darauf folgendem Schlage herabgefahren und den Bauer getödtet habe, auf welcher Stelle er auch begraben und ihm von seinen Nachkommen dieser Stein zum Denkmale gesetzt worden sey.


XCVII. Die Zwerge.

Nicht weit von dem Landstädtchen Bernstadt befindet sich das Dorf Dittersbach, unweit dessen ein den Namen nach dem Dorfe führender Berg liegt. Von diesem verlautet nun, daß er ehemals von lauter Zwergen bewohnt worden sey, die oft in’s Dorf gekommen, sich in die Häuser und Stuben verfügt, so daß die Leute ihrer gewohnt geworden. Dieser Zwerge Nachkommen nun entsteigen in der Nacht vor Pauli Bekehrung der Erde, schlagen Zelte auf, in welchen sie kochen, backen, braten, essen, trinken, tanzen, musiciren, singen und spielen, bis der Klang der Glocken sie wiederum in ihre unterirdischen Schlupfwinkel ruft.

Das Glockengeläute muß überhaupt ihrer Natur, wie den Feenmännlein oder Heinichen zuwider seyn; denn wie 1514 zum erstenmale die Dittersbacher Glocke ertönte,