Seite:Vom Heerschilde 092.jpg

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Reichsfürsten, blieb Vasall, aber nicht zum Vortheile der Kirche: Nam septem principalia beneficia, quae vulgo appellantur Vollehen, morte septem nobilissimorum ecclesiae fidelium in unam personam Godefridi in brevi devoluta sunt et post ipsum ad generum eius, ducem Welephonem, transierunt, maximo videlicet ecclesiae detrimento; exinde siquidem militaris clipeaturae, scilicet herescilt, integritas confusa atque in diversa distracta est et ecclesiae status tam in militari frequentia, quam in re stipendiaria in suis oportunitatibus et regalibus expeditionibus inminutus est, multorum serviciis in unam personam collatis, solumque remansit inane nomen dominii et hominii. Und war eine solche Häufung der Kirchenlehen in einer Hand einmal erfolgt, so war es schwer, auf den frühern Zustand zurückzukommen; obwohl Gottfrid ohne Sohn starb und damit alle Lehen heimfielen, getraute der Abt sich doch nicht, dem Schwiegersohne einige zu entziehen; kaum dass es gelang, einige Höfe zum Behufe des Klosters zurückzuhalten.[1] Die Ehre, mächtige Fürsten zu Vasallen zu haben, sollte damit bezahlt werden, dass ihnen möglichst der ganze zu Lehen bestimmte Theil des Klostergutes verliehen wurde; und damit nicht zufrieden, konnte ihnen häufig auch das zum Unterhalte der Brüder Bestimmte kaum vorenthalten werden. Aehnliche Erfahrungen machte Fulda; um 1160 klagt der Abt, dass in jeder Provinz dreitausend Mansus für je sechs Fürstenlehen bestimmt gewesen seien, dass nun aber ein einziger Fürst mehr habe, als für alle bestimmt gewesen sei: Nonne landegravius et filius Cunradi regis plurimorum principum beneficia sibi contraxerunt et adhuc sitiunt? Simili modo et alii multi avaricie morbo devincti semper inhiant, ut suam cupiditatem repleant.[2]

Sahen wir, dass eine der angesehensten Reichsabteien zu Beginn des zwölften Jahrhunderts noch keinen der mächtigern Reichsfürsten zum Mann hatte, so wird freilich der Einzelfall nicht schon massgebend sein dürfen, zumal der Gedanke nahe liegt, dass man sich Bischöfen gegenüber früher zu einer solchen

  1. Cod. dipl. Laur. 1, 231. 233.
  2. Böhmer Fontes 3, 172.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_092.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)