Seite:Vom Heerschilde 115.jpg

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Cluniacensi abbati absque ulla contradictione modo similiter faciant.[1] Wurde dieser Gesichtspunkt aber streng eingehalten, so musste dadurch die Vergabung für den Abt und die Kirche nur um so empfindlicher werden; und Regel dürfte seine Einhaltung kaum gewesen sein. Bei spätern Vergabungen, als das Lehnsverhältniss sich nach allen Seiten fester ausgebildet hatte, wird das aktive Lehnrecht wohl ausdrücklich gewahrt. So sagt der Kaiser 1166 bei Vergabung der Abtei Nienburg an Magdeburg: hoc interposito, ut abbas Nuenburgensis ecclesiae in eo honore cum. beneficiatis.et ministerialibus remaneret integraliter, cum omni sua iusticia et plenitudine, sicut eam habuimus et dimisimus;[2] wie denn noch 1180 der Abt presentibus et consentientibus quam pluribus nobilibus beneficiatis et ministerialibus ecclesiae Nuenburgensis urkundet.[3] Bei der Vergabung der Reichsabteien Chiemsee und Seon an Salzburg 1201 wird zwar in der königlichen Urkunde[4] der Punkt nicht erwähnt; aber der Erzbischof sichert 1201 Chiemsee und 1202 gleichlautend dem Abte von Seon zu, ut abbatissa plenariam habeat potestatem administrandi feoda antiqua et legitima vasallis et ministerialibus instituendis, fidelitates ab eis recipiendi.[5] Damit stimmen denn die thatsächlichen Lehnsverbindungen; schienen freie Herren diese bei andern Prälaten zu meiden, so finden wir sie doch häufig als Vasallen ehemaliger Reichskirchen, welche erst im zwölften Jahrhunderte ihre Unmittelbarkeit verloren; selbst Fürsten können wir in solcher Stellung nachweisen. So erhält 1254 der Graf von Hirschberg die von den Grafen von Ulten heimgefallenen Chiemseeer Lehen;[6] S. Maximin, seit 1139 unter Trier, hat noch 1222 und später die Grafen von Nurburg, Dietz, Nassau und die Wildgrafen zu Vasallen;[7] und nach den Lehnbüchern von Niederaltaich, seit 1152 unter Bamberg, werden noch im vierzehnten und fünfzehnten Jährhunderte nicht allein die Grafen von Hals und Ortenburg, sondern auch die Herzoge von Baiern und

  1. Biblioth. Cluniac. 1414.
  2. Ludewig Reliq. 12, 365.
  3. Beckmann Anhalt. Hist. 1, 439.
  4. Mon. Boica 29 a, 504.
  5. Mon. Boica 2, 449. 132.
  6. Mon. Boica 2, 454.
  7. Günther Cod. dipl. 2, 143. 3, 124. 632. 4, 283. 526.
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Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_115.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)