Seite:Vom Heerschilde 210.jpg

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ist als eine Erhöhung des Schildes zu fassen, da bei der Erhebung des Markgrafen von Oesterreich zum Herzoge im J. 1156 nicht allein die Mark selbst, sondern auch alle andern Lehen, welche die Markgrafen früher vom Herzoge von Baiern hatten, dem Kaiser von diesem aufgelassen wurden.

Kommen Verleihungen erledigter Fürstenthümer an freie Herren seit der Ausbildung des neuern Fürstenstandes überaus selten vor, wurden dieselben in der Regel andern Fürsten geliehen, so wenig das dem Interesse des Reichs und dem frühern Grundsatze, dass nicht zwei Herzogthümer in einer Hand vereinigt werden sollten, entsprechen mochte, so wird dabei der Umstand mitgewirkt haben, dass die freien Herren, welche Lehen vom Fürsten hatten, nur ungern dem frühern Genossen Mannschaft leisteten. Die Erhebung Ottos von Wittelsbach zum Herzoge von Baiern im J. 1180 war eine Erhöhung des Schildes, da auch er früher, wie die andern Grossen des Landes, vom Herzoge belehnt war;[1] nun heisst es nicht allein in der Chronik von Zwetl: Palatinus senior Otto ducatum Bawarie suscepit; cui tamen comites et aliqui de liberis hominium - facere renuunt,[2] sondern es ist auch der Umstand, dass von nun an die Markgrafen von Steier und Grafen von Andechs als nur vom Reiche belehnte Herzoge erscheinen unzweifelhaft weniger aus einem Streben des Kaisers, den baierischen Herzogssprengel zu verkleinern, als vielmehr aus der Schwierigkeit zu erklären, so mächtige Vasallen zu bewegen, dem frühern Genossen Mannschaft zu leisten. Derselbe Gesichtspunkt war offenbar auch schon 1097 bei Regelung der schwäbischen Verhältnisse, insbesondere der Stellung der Zähringer und Welfen massgebend gewesen. Die Söhne K. Rudolfs scheinen 1282 in dieser Richtung keine Schwierigkeit gefunden zu haben; als dann aber 1286 Meinhard von Tirol Herzog von Kärnthen wurde, weigerte sich anfangs sein Bruder Albert von Görz, ihm Mannschaft zu leisten, und bat die Lehen seinem Sohne zu leihen.[3] Sehen wir von Böhmen ab, wo

  1. Vgl. oben S. 117.
  2. Mon. Germ. 9, 541.
  3. Joh. Victor. Böhmer Fontes 1, 321.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_210.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)