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wo Nathanael durchgegangen war; aber sein ohnehin ziemlich schwer beladenes Pferd sank bis an die Brust in den Schlamm ein. Auf diese Weise geriet auch unser ganzes Bettwerk in denselben. Jetzt mußten wir auch in den stinkenden Dreck hinein, um das Pferd von neuem zu beladen; erst eine Stunde später konnten wir am Fuße der Hügel unser Gepäck wieder ordnen.

Der als gefährlich geschilderte Aufstieg zu den Hügeln führt zu dem Kamm, der die Wasserscheide bildet zwischen dem Aras und dem geschlossenen Becken von Urmia. Von Räubern keine Spur.

Armenischer Typus.

Am Ende der Wasserscheide dachen sich die Hügel in langen Wellen bis zu der Ebene von Salmas ab; ein Sturm verhinderte uns, die Landschaft genauer zu betrachten. Plötzlich war Nathanael verschwunden. Ein muselmännischer Hirt, den wir trafen, konnte uns keine Auskunft über ihn geben. Übrigens war dieser Schäfer sehr grob und weigerte sich sogar, uns ein wenig Milch zu verkaufen.

Beim Einbruch der Nacht betraten wir endlich die Ebene von Salmas. Die lehmige Erde war durch das Unwetter ganz aufgeweicht; eine Menge Bächlein liefen nach allen Richtungen, so daß wir bei jedem Schritt Gefahr liefen, in irgend ein Schlammloch zu versinken. Glücklicherweise konnten wir uns in der Dunkelheit auf die scharfen Sinne unserer abgehetzten Tiere verlassen. Plötzlich wandte sich der Führer mit großem Schrecken zu uns und schrie: „Räuber, Räuber!“ Bevor wir noch Zeit hatten, unsere Waffen zu ergreifen, empfing uns ein kräftiges Gewehrfeuer, dem sofort die freudigen Rufe folgten: „Seid willkommen!“ Wir atmeten erleichtert auf. Anstatt der gefürchteten Räuber begrüßten uns die Leute von Khosrawa, die Nathanael von unserer Ankunft in Kenntnis gesetzt hatte, und die uns entgegengekommen waren. So waren wir denn aus aller Gefahr heraus und wurden festlich empfangen von den Missionaren.

22. September.

Khosrawa, eines der Dörfer mit chaldäischer Bevölkerung, die sich inmitten der armenischen Bevölkerung und der Türken des Gebietes von Salmas hier und da finden, liegt in dem Thale des Tscharra-Tschaï. Der Boden wird mit einer hellen Thonerde vermischt, die in tiefen Löchern vorbereitet, durch die Bewässerung außerordentlich fruchtbar gemacht wird.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)