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Neuntes Kapitel.
Das Land von Urmia. Persien und die persische Regierung.
Urmia. Fruchtbarkeit des Landes. Der Myr-Ab und die Verteilung des Wassers. Das Gemüse und die Bäume; Bereitung der getrockneten Trauben. Der Wein von Urmia. Allgemeine Armut. Die Steuern. Art, die Beamten zu bezahlen. Die Unbeständigkeit der Amtsgeschäfte zieht das Verderben der ganzen Verwaltung nach sich und verhindert jede Besserung in den Zuständen des Landes. Fürstliche Rivalität und Schwäche der Regierung. Schwäche den Räubern gegenüber. Abhängigkeit von Rußland. Das Volk ist im allgemeinen ruhig; Redefreiheit. Seltenes Vorkommen des Geldes. Der wahre Perser ist unterdrückt. Die Dynastie der Kadscharen ist turkmenischen Ursprungs. Die Perser und ihr Charakter. Nahrung: Reis, Pilau, Kebab. Die Schafe der Perser mit den ungeheuren Schwänzen. Feldhühner. Yoghurt. Kaimak. Wohnungen. Reisen. Die Khane. Pferde, Maultiere, Esel, Kamele. Wie die Frauen reisen. Der Tschapar. Sicherheit bei der Reise in Persien.

Urmia liegt zwanzig Kilometer westlich von dem „Meer von Urmia“ in einer Höhe von ungefähr 1300 Metern. Die Stadt zählt ungefähr 32000 Einwohner, die der Mehrzahl noch Mohammedaner sind.

Urmia näher zu beschreiben ist überflüssig, da alle orientalische Städte sich gleichen; wo keine öffentlichen Bauten oder Baudenkmäler vorhanden sind, die das Interesse fesseln, ist die ganze Stadt nur ein Gemisch von schlecht gehaltenen Sträßchen, die mit hohen Mauern eingefaßt sind, hinter denen sich das ganze Leben abspielt.

Das Gebiet von Urmia erfreut sich mit Recht eines guten Rufes wegen seiner Fruchtbarkeit, da die Hauptbedingung derselben im Orient, das Wasser nämlich, in Menge vorhanden ist. Zu allen Zeiten haben die Persier ein außerordentliches Talent für die Bewässerung des Landes und die klügste Anwendung des im allgemeinen seltenen Wassers gezeigt. Indes scheint es, daß sie in der Umgebung der Stadt die kostspieligen unterirdischen Kanäle nicht zur Bewässerung anwenden, die man sonst antrifft; ohne Zweifel geschieht dies deshalb, weil wegen der genügenden Wassermenge keine Notwendigkeit dazu vorhanden ist.

Die Verteilung des Wassers geschieht durch einen besonderen Beamten, der Myr-Ab (zu deutsch: Großmeister des Wassers) genannt wird.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/114&oldid=- (Version vom 11.7.2022)