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Das Feldhuhn ist ebenfalls sehr häufig und sein Fleisch sehr geschätzt. Vor unseren Feldhühnern zeichnet es sich durch seine Größe aus. Auch wird viel Hühnerfleisch im täglichen Leben verzehrt; aber es ist nicht so schmackhaft wie das unserer Hühner, weshalb man seiner auch bald überdrüssig wird.

Der Yoghurt ist ein aus saurer Milch bereitetes Nahrungsmittel. Zunächst wird die Milch gekocht, und dann wird ihr, so lange sie noch lauwarm ist, ein Gärungsstoff zugesetzt, wodurch sie gerinnt und einen säuerlichen Geschmack annimmt. Im Sommer ist dies eines der gesündesten Nahrungsmittel und in der ärmsten Hütte zu haben. Der Kaymak ist eine Art Käse, der aber zu viel wohlriechende Kräuter enthält, um als wohlschmeckend gelten zu können.

Die Wohnungen sind im allgemeinen sehr einfach. Die Umfassungsmauern sind gewöhnlich aus Stampferde, die Häuser selbst meistens aus ungebrannten Ziegelsteinen errichtet. Das Hauptmaterial besteht also aus Erde, die zu der Baustelle getragen wird; das Material wird an der ersten besten Stelle gegraben. Die Maurer fügen der Erde eine gewisse Menge zerkleinertes Stroh bei, um ihr eine größere Festigkeit zu geben und die Ziegelsteine am Zerbrechen zu hindern. Die Erde wird gehörig angefeuchtet und von den Maurern mit den Füßen getreten. Darauf wird die Erde in dünne, hölzerne Formen gefüllt, die ungefähr 21 Centimeter lang, 16 Centimeter breit und 6 Centimeter hoch sind. Ist die Form gefüllt, so glättet der Maurer mit der Hand die Oberfläche und taucht dann das Ganze in einen Kübel Wasser. In diesem Wasser befindet sich zerkleinertes Stroh, das sich dann an die Oberfläche des Ziegels ansetzt. Darauf wird die Form geleert, und der Ziegel kann an der Sonne etwas trocknen. Darnach werden sie in Reihen aufgestellt, der eine gegen den andern, um völlig zu trocknen.

In der Mitte Persiens werden die Häuser oben meist durch ein Gewölbe abgeschlossen; in Aderbeidschan besteht die Decke des Hauses gewöhnlich aus einer ebenen Fläche, die von einem Gebälk aus Pappelholz getragen wird. Auf dieses Gebälk kommt ein dichtes Flechtwerk zu liegen, das dann mit einer dicken Schicht Stampferde bedeckt wird.

Die Errichtung dieser Terrassen ist die heikelste Arbeit bei dem ganzen Bau; zunächst darf sie nicht zu schwer gemacht werden, dann darf sie aber auch nicht zu viel Hang haben, weil sonst der Seitendruck auf die nicht soliden Mauern zu groß würde, und endlich müssen sie aber doch so viel Neigung haben, daß das Wasser ablaufen kann. Bei jedem stärkeren Regen muß natürlich die Terrasse leiden; auch ist sie in Wirklichkeit wohl der einzige Teil der Wohnung, der sich einer Unterhaltung zu erfreuen hat. Um das Holzwerk vor der Zerstörung durch Insektenlarven zu schützen und andere kleinere Tiere von dem Eindringen in das Dach fernzuhalten, streut man Salz auf das Gebälk und zwischen die verschiedenen Lagen der Stampferde. Wie sich dieses Schutzmittel bewährt, konnten wir nicht feststellen, wohl sahen wir es häufig in Kurdistan und Persien anwenden.

Von den Schlosserarbeiten kann nichts erzählt werden, da dieselben in den persischen Häusern unbekannt sind. Die Thüren sind sämtlich aus Holz und drehen sich um einen Zapfen, der in zwei gemachten Einschnitten befestigt ist. Der eine dieser Einschnitte befindet sich in der Thürschwelle, der andere in der Oberschwelle. Zum Schließen dient ein Drücker, der zu einem hölzernen Schlosse paßt, das zuweilen

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/122&oldid=- (Version vom 1.8.2018)