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seien, die Photographie von Baschkala gegen eine Empfangsbescheinigung auszuliefern, erwiderte er uns, daß wir keinen Anspruch auf eine solche Quittung hätten; er behauptete, es bestehe gar kein Gesetz oder eine Vorschrift, die verbiete, photographische Aufnahmen von Städten zu machen, aber die Wali hätten besondere Instruktionen, und daß die Wichtigkeit der Grenzlage Baschkalas (die nicht einmal Festung ist) und die gegenwärtige politische Lage ihm besondere strenge Maßregeln vorschrieben. Wir antworteten ihm darauf: „Sehr gut,“ fügten aber hinzu, daß wir die geheime Instruktion, deren sich die Wali erfreuten, doch nicht hätten ahnen können, und daß wir folglich uns auch nicht schuldig erachten könnten, diese Instruktion vielleicht übertreten zu haben. Er sagt uns weiter: „Wenn man Sie auch die Photographie von Baschkala hat nehmen lassen, das in Wirklichkeit ein Punkt ohne jede Bedeutung ist, so ist damit aber noch nicht bewiesen, daß Sie keine Photographie von wichtigen Punkten haben“. Dann wiederholte er die Mär von unserer nächtlichen Flucht aus Baschkala und behauptete, daß der Vekil uns befohlen hätte, zurückzukommen und ihn aufzusuchen – nachdem dieser unsere Pässe mit dem Vermerk visiert hatte: „Abgereist nach Wan“, und nachdem wir Zabtiehs für den folgenden Morgen verlangt hatten, und wir an dem Morgen unserer Abreise die Zabtiehs, die zu Fuß waren, zurückgeschickt hatten, weil wir voraussetzten, dadurch unnötigerweise aufgehalten zu werden!

Ein neues Verbrechen! Wir hatten Pater Rhetorius telegraphiert, zu einer Zusammenkunft vor die Stadt zu kommen, in der Depesche hieß es „vor die Stadt zu schicken“. Dies galt als ein heimlicher Anschlag, als eine Verschwörung. Es war uns unmöglich, dem Wali begreiflich zu machen, daß wir dies nur allein zu dem Zweck gethan hatten, um einen Führer durch die Gärten von Wan zu haben, damit wir uns nicht verirrten, wie es dem Reisenden Binder begegnet war.

Drittes Verbrechen: Nachdem das Gouvernement mit großer Aufmerksamkeit vier Zabtiehs und einen Sergeanten geschickt hatte, um uns zu dem Wachtposten zu führen, leisteten wir Widerstand. Wir bemühten uns, dem Wali zu erklären, daß es in zivilisierten Ländern nicht gebräuchlich ist, einem Reisenden, der ordentliche Papiere besitzt und noch dazu im Auftrage seiner Regierung reist, fünf Gendarmen vor die Stadt entgegenzuschicken, um ihn zum Gouvernement oder zur Wache zu führen, bevor der Reisende sich ein Unterkommen gesucht hat; hätte uns ein Zabtieh erwartet und uns in unsere Wohnung begleitet und uns dann eröffnet, daß wir uns auf dem Gouvernement vorstellen sollten, so wäre alles gut gewesen.

Endlich kam dann noch die Rede auf den russischen Schutz.

Nun wußte der Wali von keinem Maß mehr beim Sprechen und redete drauf los wie ein Besessener. Da alle in Wan ankommenden Depeschen ihm mitgeteilt werden, wußte er auch, daß wir nur einen offiziösen Schutz hatten; auch war er mehr oder weniger über das gespannte Verhältnis zwischen dem Konsul und Scherifoff unterrichtet. Alles dies kam ihm zu gute, er konnte daraus für seine Absichten nur Nutzen ziehen.

Die Patres klagte er der Rebellion an und drohte, sie in Zukunft seinen Zorn fühlen zu lassen. „Wenn Sie fortfahren,“ sagte er zu uns, „mir gegenüber eine beleidigende Haltung zu bewahren, werde ich mich rächen; und was ich Sie nicht entgelten lassen kann, werden die Patres für Sie bezahlen.“ Diese Phrase erfüllte

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/169&oldid=- (Version vom 1.8.2018)