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Adeldschiwas bildet gleichsam einen Halbkegel, dessen Spitze die Festung bildet, und dessen Grundfläche im Osten bei dem kleinen Bach beginnt, den wir überschritten haben, und im Westen in einem tief eingeschnittenen Thale endigt, dessen Wasser aus dem kleinen See Dil-Göl herkommt. Gerade auf dieses Thal zu werden mit Vorliebe die Häuser errichtet, die sogar schon außerhalb der Wälle liegen. Der östliche Teil der kleinen Stadt ist mehr ein Gartenviertel, vielleicht eine Nachahmung der „Gärten“ von Wan.

Die Ruine auf dem Gipfel des Hügels, die davon herabsteigenden Mauern, die großen Armen gleichen, die Baumgärten, die alten Häuser, das Plätschern der Wellen am Ufer des Sees, der ruhige, sorglose Gesichtsausdruck der Einwohner, alles dieses gewährt eine reizende Poesie. Adeldschiwas erscheint gleichsam als das Gegenstück von Artamied.

Adeldschiwas.

Unsere Wohnung beherrschte den Weg und gewährte von dem flachen Dache aus eine Aussicht auf das Meer. Im Vordergrund steht eine alte zerfallene Moschee. Wir erhielten ein großes Zimmer, dessen Fenster die gewöhnlichen ölgetränkten Papierstücke aufwiesen. Als wir den Eigentümer baten, das Zimmer ein wenig zu lüften, ging er auch bereitwilligst darauf ein, indem er einige dieser Papierstücke zerriß; allerdings eine sehr primitive Einrichtung.

Bei einem Spaziergang an dem See bemerkten unsere Chaldäer ein elendes Fahrzeug, wie man sie auf dem See ab und zu erblickt. Sie sind aus Pappelholz hergestellt und dem Anscheine nach wenig zuverlässig. Der eine von ihnen fragte, ob wir auch so große Fahrzeuge benutzen würden, wie die auf dem Meere.

28. November.

Am anderen Morgen gegen drei Uhr, als wir noch den Schlaf der Gerechten schliefen, kamen unsere Katerdschis schon mit einem gewaltigen Lärm an und waren sehr erstaunt, uns noch nicht zur Abreise fertig zu finden, da wir doch ihnen befohlen hätten, um diese Zeit aufzubrechen. Wir waren im ersten Augenblick etwas verwirrt; nachdem wir aber unsere Gedanken gesammelt hatten, kamen wir zu der

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Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/231&oldid=- (Version vom 1.8.2018)