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Sie hatte ihre Glanzperiode unter dem seldschukidischen Fürsten Malek Schah, der von 1073 bis 1093 regierte; dieser wählte die Stadt als Operationsbasis bei seinen Kämpfen gegen Baghdad, das damals noch der Herrschaft der Abbasiden unterworfen war. Nachdem Mosul die Hauptstadt eines unabhängigen Königreiches geworden war, hatte die Stadt zweimal die Angriffe des Sultans Saladins (1182 und 1185) zu erdulden.

Als die Horden Hulagus in jene Gegenden einfielen, verstand es der Sultan Lulu, die Gunst des Eroberers zu erwerben, so daß er nicht sehr von ihm belästigt wurde; aber sein Sohn Malek Saleh, der sich 1261 gegen den schrecklichen Mogul empörte, verlor dadurch Königreich und Leben; Mosul wurde eingenommen, geplündert und niedergebrannt (1261).[1] Im 16. Jahrhunderte bemächtigten sich die Ottomanen der Stadt; im Anfange des 17. Jahrhunderts besetzten es die Iranier plötzlich, aber Murad IV. eroberte es wieder zurück. Im Anfange des vorigen Jahrhunderts mußte Mosul noch eine schreckliche Belagerung unter Nadir Schah aushalten (1743).

Ninive (Kujundschik), von der Moschee des Sultans Lulu gesehen.

Durch diese politischen Ereignisse hat Mosul seinen alten Glanz und seine Bedeutung in industrieller Hinsicht eingebüßt. Statt wie in den Zeiten der Khalifen und der Sultane den Musselin – ein Gewebe aus Gold oder Seide[2] – auszuführen,

  1. Oppert, Expedition I. 74 glaubt kaum, daß in der Plünderung unter Hulagu wohl noch alte Monumente erhalten geblieben sind.
  2. „Alle die Kleider aus Gold und Seide, die Musselin heißen, werden in dieser Gegend gemacht, und die großen Kaufleute, die auch Musselin heißen, die zum Verkaufe ganze Menge von Gewürzen und Perlen und Kleider aus Gold und Seide bringen, stammen auch aus diesem Königreich.“ Marco Polo bei Col. Yele I. 5. Kapt. Seite 37.
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Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/293&oldid=- (Version vom 1.8.2018)