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Zweiundzwangigstes Kapitel.
Khorsabad. Rabban-Hormis. Verschiedene Bemerkungen.
Khorsabad; die Ruinen, das Dorf. Die Yesiden. Von Khorsabad nach Rabban-Hormis. Das Kloster der Jungfrau. Die Schlucht und das alte Kloster von Rabban-Hormis. Rückkehr nach Mosul. Der erste Januar 1889. Die Konsulsmesse. Unser neuer Kellek. Mosul mit Petroleum erleuchtet. Lächerlicher Schleier der Frauen. Wichtigkeit der „vollendeten Tatsachen.“ Verteilung der Handwerke. Die „Hapta," eine Krankheit aus Furcht. Das Manna.
28. Dezember. Abreise 10 Uhr.

Wir reisen heute ab, um Khorsabad und Alkosch in Begleitung des Paters Biguet einen Besuch abzustatten.

Von Mosul nach Khorsabad entbehrt die Reise jedweden Reizes; die Formen der Landschaft erinnern an die römische Kampagne, aber die entfernteren Berge erscheinen weniger großartig. Dem Auge erscheint das Ganze als eine zusammenhängende Ebene; in Wirklichkeit ist sie aber durch viele hügelförmige Erhebungen des Bodens unterbrochen.

Die Ruinen von Khorsabad, des Versailles des Königs Sargon, sind wie die von Ninive in der Erde vergraben. Ein sehr großer, viereckiger Erdhügel trug den Palast, von dem die lange Linie der Wälle ausging, die eine rechteckige Umwallung bildeten. Der Generalplan wird noch vollständig durch das Relief des Terrains, die Richtung der Wälle, Reste von Türmen und eingestürzte Thore angezeigt. Die ungebrannten Ziegel sind wieder zu Erde geworden, und die Ackersleute ziehen den Pflug über die Wälle und in dem Palaste des schrecklichen assyrischen Monarchen.

Bei unserer Ankunft in Mosul zog ein großer Grabhügel zur Rechten meine Aufmerksamkeit auf sich. Hier sind auch die Reste eines der Türme der Umwallung, und wahrscheinlich war hier auch einer der Haupteingänge. Geflügelte Ungeheuer mußten ihn früher geschmückt haben, denn wir fanden hier einen großen Haufen von zertrümmertem Gips, wo wir noch mit Leichtigkeit die Bruchstücke eines solchen Kolosses erkennen konnten. Hinter diesen Trümmern öffnet sich eine Art praktischer Grotte für die Ausgrabungen; das Gewölbe dieser Grotte, aus Erde bestehend, ruht

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/315&oldid=- (Version vom 1.8.2018)