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Zweites Kapitel.
Die große Kette des Kaukasus.
Padaroschni, Kaliaska und Perekladnoi. Die Postpferde. Ein Heilmittel gegen den Spleen. Die militärische Route von Georgien. Abreise von Tiflis. Mzkhet. Ananur. Ein unangenehmer Postmeister. Die Auls. Mlet. Das Besteigen des Gudaur. Der Kreuzpaß. Abstieg nach Kasbeck. Kasbeck. Legenden des Volksstammes der Osseten. Der Gletscher Dewdorawki. Die Darial-Schlucht. Schloß der Königin Tamar. Die Osseten. Wladikawkas. Das Militärlager. Panorama des Kaukasus. Rückkehr nach Tiflis.

Tiflis wurde für die nächste Zeit der Mittelpunkt unserer Ausflüge. Zu unserm großen Bedauern war der „Doktor“ gezwungen, uns bald zu verlassen, da er nach Konstantinopel zurückkehren mußte. Kaum waren wir in unserem Hôtel angelangt, so verabredeten wir die Vorbereitungen, um mit ihm einen Abstecher durch den Kaukasus zu machen bis Wladikawkas. Nathanael hatte in Tiflis eine verheiratete Schwester wohnen, bei der er während unserer Ausflüge blieb.

Die erste Vorsichtsmaßregel für solche Zwecke besteht darin, sich mit einem „Padaroschni“ zu versehen. Es ist dies ein Erlaubnisschein der Polizei, der dem Inhaber das Recht giebt, die Postpferde zu benutzen. Der gewöhnliche Padaroschni giebt das Recht zur Benutzung der Postpferde, aber er läßt den Reisenden doch manchen Zufällen ausgesetzt. Denn jede Person, die mit einem Padaroschni der Krone versehen ist, hat vor den anderen Reisenden den Vorzug. Dieser Padaroschni wird gewöhnlich nur für amtliche Reisen ausgestellt. Zuweilen kann es auch einem Fremden gelingen, einen solchen zu erhalten, doch ist eine gute Empfehlung dafür Hauptbedingung. Der königliche Padaroschni wird aus dem gewöhnlichen durch Aufdrücken eines Ergänzungs-Siegels hergestellt. Der Padaroschni ist nur ein allgemeiner Erlaubnisschein. Er dient für einen gegebenen Weg als Quittung für den Gebrauch der Pferde und nennt die zu benutzende Zahl. Um den gewöhnlichen Padaroschni in einen der besseren Sorte zu verwandeln, läßt man ganz diskret einen Rubel in die Hand des Postmeisters gleiten. Die Reise kann je nach Wunsch in einer Perekladnoi oder in einer Kaliaska vor sich gehen.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/32&oldid=- (Version vom 1.8.2018)