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langweilig. In einem solchen Falle hat man keinen anderen Trost als einen Tschibuk nach dem andern zu rauchen.

Unsere Reise-Tschibuks sind nur vierzig Centimeter lang. Aber in einem türkischen Diwan würde man sich schämen, jemand einen Tschibuk zu präsentieren, der kürzer als anderthalb Meter ist. Das Rohr des Tschibuks ist in der Stadt gewöhnlich mit bunter Baumwolle oder Seide umwickelt und endigt in einem sehr großen Mundstück aus Bernstein, gegen welches man die Lippen hält, um den Dampf einzusaugen.

Ein großes Talent eines Dieners besteht darin, den Tschibuk regelrecht zu reichen. Er nähert sich bedächtig, hält die Pfeife in der vorgeschriebenen Form, den Pfeifenkopf auf den Raucher zugewandt. Dann legt er den Pfeifenkopf auf die Erde auf eine kleine Tasse; durch eine drehende Bewegung, die rasch und doch zierlich ausgeführt werden muß, muß er dann die Spitze (wenn man es so nennen will) genau den Lippen des Rauchers darbieten. Die Ausführung dieser Handlung verlangt einen gewissen Scharfblick.

Kuffeh.

Der alte Bediente der Dominikaner-Mission in Mosul besorgte dieses Geschäft mit außerordentlicher Geschicklichkeit. Wenn der uns in dem Diwan zehn Tschibuks gereicht hatte, so nahm unsere Vereinigung das ehrwürdigste und wichtigste Aussehen an.

Man gebraucht für den Tschibuk beinahe vollständig gepulverten Tabak; da dieser natürlicherweise schlecht brennt, so muß man immer auf dem Pfeifenkopfe ein Stück glühender Kohle haben.

Der Tschibuk bietet eine außerordentliche Zerstreuung im Oriente. Der Form nach nicht bequem und dazu noch schwierig zu handhaben, absorbiert er alle Aufmerksamkeit, und die Stunden vergehen in einem dolce far niente (Kief), wo man keine andere Beschäftigung hat, als den Rauchwolken nachzusehen.

Die Wasserhebe-Maschinen unterbrechen mit ihrem abscheulichen Krächzen die Monotonie des Tages; sie sind wirklich nicht zu zählen, zuweilen konnten wir deren fünfundzwanzig von einem Punkte aus sehen. Die immer noch hohen Ufer hemmten die freie Aussicht. Wir kamen an einigen Wäldern von Palmen vorbei; aber ein Palmbaum ohne belebendes Sonnenlicht macht keinen besondern Eindruck. Um die Langeweile zu erhöhen, ging der Kellek seit dem vorigen Abend mit einer verzweifelten

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/336&oldid=- (Version vom 1.8.2018)