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das ungefähr zehn Meter hoch ist. Diese Mauer ist aus gebrannten Ziegeln aufgeführt, die aber nicht mit Asphalt, sondern mit Mörtel verbunden sind.[1]

Am Fuße dieses Mauerwerks befindet sich eine Anhäufung von Felsen, die sich bei näherer Untersuchung als Bruchstücke von Mauern darstellen, die dem Anscheine nach eine gewaltige Feuersbrunst ausgehalten haben. Die Ziegel sind, ohne das geringste Zeichen eines Sprunges, vollständig gedreht und scheinen geschmolzen zu sein. Ein großer Teil von ihnen ist an der Außenfläche mit einem gewissen Firnis bedeckt. Hyvernat wollte darin auch die Wirkung der Feuersbrunst sehen; ich dagegen kann nicht glauben, daß eine auch noch so starke Feuersbrunst solche Massen von Ziegeln schmelzen kann, sondern ich bin eher geneigt anzunehmen, daß es von dem Einwirken des Blitzes herrührt, der mit Vorliebe die Spitze von Birs-Nimrud sich aussucht.

Bei dem Durchwandern der Ruinen störten wir einen Schakal auf, der aber schleunigst sein Heil in der Wüste suchte, wohin wir ihm noch einige Flintenschüsse nachsandten.

Zum Frühstück ließen wir uns am Ufer des Sumpfes nieder. Der Wechsel in der Richtung des Euphrat hat die Ausdehnung des Sumpfes bedeutend vergrößert, so daß es unmöglich geworden ist, sich direkt von Birs nach Kerbela zu begeben.

Heute beginnt der Sumpf kaum zweihundert Meter von den Ruinen. Vor der Expedition Chesneys war der Nahr-Hindiyeh nicht einmal fünf Meilen lang und seine Ufer waren sieben Meilen von Birs-Nimrud entfernt. Seine Tiefe ist gering, denn einer unserer Führer ging ungefähr ein Kilometer weit hinein – ohne daß ihm das Wasser bis zum Gürtel reichte – um einen Vogel zu holen, den ich verwundet hatte.

Bei dem Besuche des Hügels Ibrahim-Khalil fanden wir das Skelett des Imams des Ortes, der vor drei Jahren ermordet worden war. Die Leiche war von den Schakalen, diesen Totengräbern der Wüste, bis auf die Mischen abgenagt, aber der Schädel war noch gut erhalten, weshalb ich denselben als ein Andenken an den babylonischen Turm mitnahm.

Antilopen.

Die Rückreise nach Baghdad ging ohne Hindernis am 18. und 19. Januar vor sich.

  1. Strabo giebt diesem Stufentempel eine Höhe von einem Stadium (185 Meter) und auch dieselbe Länge. Nach Flandrin und Coste hat die Grundfläche eine Ausdehnung von 154 x 194 Metern. Betreffs der gegenwärtigen Höhe der Ruinen sind die Forscher selbst nicht einig. Lenormand (V. 295) und Rich nehmen 71 Meter, Flandrin und Coste 70½ Meter Höhe an, während Oppert sie nur auf 46 Meter schätzt. Das große Stück Mauer ist von einer Strecke zur andern von horizontalen Löchern, die eine Größe von 0,22 x 0,12 Meter haben, durchbohrt. Der Zweck dieser Löcher ist bis jetzt noch nicht bekannt.
Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/343&oldid=- (Version vom 1.8.2018)