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Fünfundzwanzigstes Kapitel.
Baghdad.
Baghdad; seine Gründung und Geschichte; Hulagu; Timurlang; die türkische Herrschaft. Die Bazars; die Mauern; Geschichte ihrer Zerstörung. Die Mission der Karmeliter; P. Maria Joseph; das Kloster. Die Serdabs. Die Kirche der Karmeliter. Die neue türkische Gesetzgebung über die Ausgrabungen. Die babylonischen Altertümer, Verträge, Cylinder. Die Juden von Baghdad und die Frage des Wechselgeschäfts. Die Frage unserer Rückkehr nach Europa. Wir entscheiden uns für den Weg über Basra und Indien. Verabschiedung Gegus. Verschiedene Bemerkungen. Die Krankheit der Furcht; Behandlung des Rheumatismus mit Petroleum. Arabisches Mittel gegen den Krebs. Die Knopf von Baghdad. Der Palmbaum.

Schon bei der Erwähnung des Namens Baghdad denkt man sofort an die herrliche Stadt der Khalifen zur Zeit ihrer Blüte und ihres Reichtums. Leider ist davon auch nur die Erinnerung geblieben, und von den Palästen Harun al Raschids ist kaum eine Spur mehr zu sehen. Seit der Zeit der Khalifen hat die Stadt auch ihre Stelle geändert; was früher nur auf dem linken Ufer des Flusses eine Vorstadt Baghdads war, ist heute selbst Baghdad geworden, und die alte Stadt auf dem rechten Ufer ist durch die armselige Vorstadt Karchiaka ersetzt worden. Bloß das allein im Felde liegende Grabmal der Zobeide, der Lieblingsfrau Haruns, hat dem Wetter und den Zerstörern Widerstand geleistet.

Baghdad wurde von Al Mansor, dem zweiten aus dem Geschlechte der Abbasiden, gegen das Jahr 765 gegründet. Nachdem es die Hauptstadt des arabischen Reiches geworden war, erlebte es auch den Glückswechsel der Khalifen. Zur Zeit seiner höchsten Blüte, von der uns die arabischen Geschichtsschreiber enthusiastische Beschreibungen hinterlassen haben, soll die Stadt zwei Millionen Einwohner gezählt haben (?). Im Jahre 1258 vernichtete der schreckliche Mogul Hulagu, der Erbe Dschingis-Khans, die Macht der Khalifen und äscherte die Stadt ein.

Die geographischen Vorteile, die in einem so kleinen Kreise nach einander das Aufblühen Babylons, Seleucias, Ktesiphons und Baghdads begünstigt hatten, ermöglichten es auch Baghdad, sich wieder aus den Trümmern zu erheben. Aber es war nur ein Waffenstillstand gewesen; im Jahre 1401 kam noch schrecklicheres

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/344&oldid=- (Version vom 14.12.2022)