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29. August.

Wir verließen Tiflis am 29. August gegen Mittag. Bei einer fürchterlichen Hitze legten wir die nächsten zwanzig gräßlichen Werste durch die Einöde von Tiflis nach Mzkhet zurück. Als wir auf der Poststation daselbst ankamen, waren keine Pferde da. Ein Weg von zwanzig Minuten hätte uns zu dem Dorfe[1] und seinen alten Heiligtümern gebracht. Aber die Hitze war derart, daß wir vor lauter Ermüdung beschlossen, den Besuch auf unserer Rückreise von Wladikawkas auszuführen.

Gegen fünf Uhr des Nachmittags kamen wir endlich zur Abreise. Am Ausgange von Mzkhet hat ein Durchstich die Überbleibsel der prähistorischen Totenstadt Samthawro bloß gelegt. Diese äußerst interessante Totenstadt wurde im Jahre 1871 entdeckt. Man bemerkt deutlich vier über einander liegende Schichten von Gräbern. Von bedeutenden Forschern werden die Gräber der untersten Reihe in die erste Zeit des Eisens gerechnet. Eine große Menge Schädelknochen, die daselbst gefunden wurden, zeigt eine äußerst großköpfige Bevölkerung an.

Mzkhet.

30. August.

Nachdem wir die Nacht in Zilkane zugebracht hatten, kamen wir ohne Schwierigkeiten bis Ananur, wobei wir eine Gegend durchreisten, die durch Überschwemmungen sehr fruchtbar zu sein scheint. Die Straße, die gewöhnlich das Thal des Aragvi verfolgt, verläßt dieses von Zilkane bis Ananur, um Duscheti zu erreichen. Dieses ist eine kleine Stadt und liegt in einer Höhe von achthundert Metern sehr schön an einem Zufluß des Aragvi. Neben der Poststation findet sich ein schönes Schloß.

In Ananur mußten wir drei und eine halbe Stunde warten. In geschichtlicher Hinsicht ist Ananur der bedeutendste Ort des ganzen Thales. Die Erista des

  1. Die Kathedrale von Mzkhet wurde durch den König Mirian gegen 328 erbaut. Die Errichtung der Brücke in Mzkhet wird Pompejus zugeschrieben.
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Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)