Seite:Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen.pdf/51

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Viertes Kapitel.
Von Tiflis nach Eriwan.
Trennung vom Doktor. Frau Verdi. Schichtung des Gepäcks. Die Abreise. Akstafa. Das Thal des Akstafa bis Delidschan. Der Indo-Europäische Telegraph. Das Besteigen des Kiomiorlü. Semenofka und der Paß des Kiomiorlü. Eintritt in Armenien. Wechsel der Landschaft. Der See von Sewenga. Besuch des Mosters von Sewenga. Elenofka und die Legende von Marco Polo. Akhla. Vertreibung eines Türken. Szene mit dem Postmeister. Unser Stiefelknecht. Ausflug nach Daraschitschak. Der General Schalikoff. Die Ruinen von Daraschitschak. Phontanka. Das Dreschen des Getreides. Mit Kieselsteinen beladene Schlitten. Der Ararat. Eriwan.
9. September.

Endlich nahte die Abreise, die für uns auch eine Trennung bedeutete, da der „Doktor“ nach Konstantinopel zurückkehren mußte. Noch manches Mal sollten wir ihn vermissen.

Vor unserer Abreise von Tiflis besuchten wir noch die Schwester Nathanaels, Frau Verdi (zu deutsch: Rose). Ihr Mann war, wie viele andere Chaldäer, nach Tiflis gekommen, um dort sein Glück zu suchen; aber er verschwendete all sein verdientes Geld. Seine Frau, die er mit ihren Kindern zu Hause gelassen hatte, machte sich endlich auf, da sie von allem entblößt war, und zog zu ihm nach Tiflis, um ihn zu überwachen. Dies war aber nicht nach dem Geschmack des Elenden, vielmehr suchte er seine arme Frau durch eine harte Behandlung zu veranlassen, nach Hause zurückzukehren. Frau Verdi ist eine kleine Person mit einnehmendem und sympathischem Äußern. Um uns alle Ehre zu erzeigen, legte sie ihren schönsten Schmuck an, das reizende chaldäische Kleid mit den weiten Ärmeln, auf den Schultern einen buntgestickten Tüllkragen, um den Kopf und bis zu den Schultern reichend einen Tüllschleier mit eingestickten Goldsternen.

Die Vorbereitungen zu unserer Weiterreise waren durchaus nicht leicht. Bis Akstafa wollten wir mit der Eisenbahn reisen. Von da ab sollte uns wahrscheinlich eine Kaliaska aufnehmen, während unser Gepäck in einer Perenladnoi befördert werden sollte. wir mußten deshalb, so gut wir konnten, überlegen, wie wir unser Gepäck aufeinanderschichteten, um die bei einer solchen Transportart unvermeidlichen

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/51&oldid=- (Version vom 1.8.2018)