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Als der Reisende Chardin im Jahre 1672 durch Nakhitschewan kam, hatte die Stadt sich eben wieder aus den Ruinen erhoben.

Sie war lange Zeit das wichtige Zentrum für die Katholiken des Orients. Ein Dominikanerpater mit Namen Barthélémy hatte gegen das Jahr 1320 eine armenische Seitenlinie des Dominikanerordens gegründet; diese Kongregation kam bald zu hohem Glanze und zählte allein in der Umgegend von Nakhitschewan zehn Klöster. Zur Zeit Chardins hatten die Mönche schon viel zu leiden unter der Eifersucht der Schismatiker und den Erpressungen durch die persische Regierung, wovon gewöhnlich die Schismatiker die Anstifter waren. Jetzt besitzen sie nur mehr das Kloster von Abrener, ungefähr drei Meilen von der Stadt. Tournefort sagt von diesen Katholiken: „Diese kleine Schar lebt heiligmäßig, sie ist gut unterrichtet, und im ganzen Orient giebt es keine besseren Christen als sie.“

Armenische Wiege.

Der Einfluß der Dominikaner machte sich noch, wenn auch nicht mehr in dem Maße wie früher, am Ende des achtzehnten Jahrhunderts geltend. Ferrière-Sauveboeuf (1782–1789) sagt, wenn auch mit einiger Übertreibung, daß alle Einwohner daselbst Christen seien, und daß die Zahl der Katholiken die der Gregorianer bei weitem übertreffe. (Im siebzehnten Jahrhundert hatten die Jesuiten auch eine Niederlassung in Eriwan. Die schismatischen Armenier nennen sich gewöhnlich Gregorianer, zum Andenken an den heiligen Gregor, den Apostel Armeniens, den sie fälschlich zum Patron ihres Schismas machen).

Seit Chardins Reise hatte die Stadt noch mehrere Mißgeschicke zu erleben. Gegenwärtig beträgt ihre Bevölkerung 5000–6000 Köpfe. (Nach Meyers Konversationslexikon hatte sie im Jahre 1883 5389 Einwohner).

Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/72&oldid=- (Version vom 1.8.2018)