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leider Gottes kann ich nicht mehr betrunken werden, obschon ich mich dieses Zustandes als eines sehr glücklichen erinnere. So vegetiere ich fast wie ein Uhrwerk, ohne besondere Wünsche oder Befürchtungen zu haben; ein sehr harmonischer und sehr langweiliger Zustand. Meine ehemalige treulose Flamme habe ich öfter wiedergesehn, ihre Mutter scheint gegen unsere Verbindung nichts mehr erinnern zu wollen, doch bin ich auf ihre und ihrer Verwandten Versuche, eine Annäherung zwischen uns einzuleiten, nicht eingegangen; denn, obgleich ich nicht sicher bin, daß alle Neigung in mir erstorben ist, so fürchte ich doch, daß die jahrelang wiedergekäuten Empfindungen einer leichtfertigen Mißhandlung meines innersten und wahrsten Gefühls, der Verrath meines Zutrauens, die Kränkung meines Stolzes, ein residium

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Otto von Bismarck, Gustav Scharlach: Vom jungen Bismarck. Alexander Duncker, Weimar 1912, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_jungen_Bismarck.pdf/89&oldid=- (Version vom 1.8.2018)