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Eine unzählbare Menge grauer und weißer Möven kreiste vor und um uns her. Sie ließen sich in ihrer Jagd auf die Wasserbewohner nicht stören. Mit Blitzesschnelle fielen sie aus der Luft herab — tauchten in’s Wasser, erhaschten ihre Beute und flogen mit dieser davon — von andern mit lautem Geschrey verfolgt, die ihnen den Fang beneideten. „So machen es ja auch die neidischen Menschen“ — dachte ich: „sie schreyen über jeden Besitz des andern, lärmen und toben, und verlieren gerade dadurch die Zeit und Gelegenheit, das selbst zu erwerben, was sie an andern beneiden.“

Die Böte umkreisten jezt eine der Rohr- und Schilfinseln — und die Jagd begann. Aber gerade die Menge der Wasservögel hinderte den glücklichen Fortgang der ersteren. Niemals habe ich die besten Schützen so häufig fehlen gesehn, als hier. Die große Anzahl des Wildes, das Gekreische, mit dem es rund umher auffliegt, oder über das Wasser fortzieht, die Flintenschüsse von allen Seiten — das Geschrey der Treiber — das Schwanken der kleinen Böte und zum Theil

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/128&oldid=- (Version vom 14.2.2021)