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habe. Indessen gewinnt jene Sage an dem Orte selbst, im Angesichte der sie einigermaßen begründenden Denkmäler für den Augenblick eine Wahrscheinlichkeit, die mit lebhafterem Gefühl jeden Rest der Vorzeit, den man erblickt, betrachten läßt. Schaudernd trat ich in einen tiefen Keller, aus welchem man durch eine offene, ehemals wahrscheinlich durch eine Fallthüre verschlossene Höhle, in ein unterirdisches Gewölbe gelangt, das unter dem Keller in verschiedenen Gängen fortläuft, und da, wo man noch ein verschüttetes Thor sieht, mit andern ähnlichen unterirdischen Pfaden verbunden gewesen seyn muß. Augenscheinlich waren diese Gänge zu Gefängnissen bestimmt; denn außer den Spuren ehemals in den Mauern befestigt gewesener Eisenstücke, stand auch auf zwey starken Eichenpfählen eine Art Galgen oder Martergerüste — wenigstens ist hier keine andere Bestimmung denkbar. Die Luft war in diesem gewölbten Gange so verdorben, daß nur mit großer Mühe das mitgenommene Licht brennend erhalten werden konnte, und den mir vorleuchtenden

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/150&oldid=- (Version vom 14.2.2021)